13.000 Unterschriften für sichere Fahrrad-Infrastruktur

Regensburg. Am Mittwochabend versammelten sich etwa 50 Unterstützer und die Initiatoren des Regensburger Radentscheids vor dem alten Rathaus, um Bürgermeisterin Maltz-Schwarzfischer 11.300 Unterschriften von Regensburger Wahlberechtigten plus 1.861 unterstützenden Unterschriften, meist von Bürgern aus dem Landkreis Regensburg, für das gleichnamige Bürgerbegehren zu überreichen.

Bei der vorerst letzten Aktion der Initiative wurde erneut der rote Radweg ausgerollt um darüber mit dem Lastenrad die zahlreichen Ordner mit allen Unterschriftenlisten anzuliefern. Nach einer kurzen Ansprache der Sprecher Michael Achmann und Ingolf Radcke wurde die beachtliche Zahl der gesammelten Unterschriften gelüftet. Daraufhin wurde den Vertretern der Politik und Verwaltung anhand einer mitgebrachten Karte ein beispielhaftes Netz an Hauptrouten, diese sind die zentrale Forderungen des Bürgerbegehrens, für den Radverkehr aufgezeigt: das Netz verbindet alle Stadtteile miteinander, und alle mit der Altstadt.

"Das wichtigste Ziel des Radentscheids ist es, die Sicherheit der Radinfrastrukur derart zu verbessern, dass alle Menschen ohne Angst auf das Fahrrad steigen und alle Ziele in Regensburg erreichen können. Wir wollen die Bedingungen derart verbessern und das Fahrradfahren so angenehm gestalten, dass das Sicherheitsgefühl hoch und das Rad für alle Menschen eine Alternative zum PKW sein kann.", erläuterte Michael Achmann die Beweggründe hinter dem Bürgerbegehren. "Außerdem müssen die Verbesserungen für die Sicherheit des Radverkehrs zügig umgesetzt werden", ergänzte Wolfgang Bogie, "denn jeder durch einen Unfall verletzte Radfahrer ist einer zu viel. Wenn wir die verbesserten Bedingungen so schaffen, dass mehr Leute das Fahrrad nutzen, dann werden auch weniger Menschen ihre Strecken mit dem PKW zurücklegen - und davon profitieren alle, auch die, die auf das KFZ angewiesen sind, schließlich werden sie dann weniger Zeit im Stau verbringen müssen".



Um dieses Ziel zu erreichen, fordert das Bürgerbegehren ein Netz von durchgängigen Hauptrouten für den Fahrradverkehr, sowie den priorisierten Ausbau dieser Routen. Erklärtes Ziel der Initiative ist, dass diese Forderung des Radentscheids im nächsten Stadtentwicklungsplan festgeschrieben werden wird. "Die Hauptrouten sollen aus unserer Perspektive nach Möglichkeit abseits der Hauptverkehrsachsen des motorisierten Verkehrs angelegt werden, beispielsweise nicht entlang der Landshuter Straße nach Burgweinting, sondern lieber entlang der Alfons-Auer-Straße: Denn niemand möchte gerne neben dem motorisierten Verkehr fahrradfahren, außerdem gibt es auf Strecken durch Nebenstraße in der Regel keine Ampeln – während diese auf den Hauptverkehrsachsen normalerweise für den KFZ-Verkehr geschalten sind und damit den Radverkehr ausbremsen.", erläuterte Regine Wörle.

 "Auf der Landshuter Straße müssen die Fahrradwege dringend verbessert werden und die Ampelschaltung ist alles andere alsfahrradfreundlich. Die Verbesserung der Fahrradwege bedarf allerdings einer größeren Planung und Investition. Die Ampelschaltung wird von den zuständigen Behörden nach StVO eingestellt: Hier dauern Veränderungen lange und kosten Geld oder sind nicht ohne Weiteres möglich.", ergänzte Hannes Eberhardt, "mit Hauptrouten auf Fahrradstraßen können wir die Situation für Radler schneller verbessern".Damit eine Fahrradstraße ein sinnvolles Element für Hauptrouten darstellt, sollte sie möglichst nur für Anlieger freigegeben werden.

"Die Hauptrouten sollen stern- und ringförmig durch das gesamte Stadtgebiet führen und damit alle Stadtteile miteinander und alle mit der Altstadt verbinden. Als Beispiel haben wir heute eine Karte mitgebracht, auf der wir mögliche Routenführungen eingetragen haben. Dabei ist uns aber wichtig, dass es sich bei diesen Routen lediglich um Beispiele handelt. Wenn unsere Forderung umgesetzt wird, müssen die Experten der Stadtverwaltung einen konkreten Plan ausarbeiten, unser Plan dient lediglich der Veranschaulichung, wie dieses Routennetz aussehen könnte.", kommentierte Ingolf Radcke den großen Stadtplan mit farbig eingezeichneten Routen, den die Aktivisten am Rathausplatz vorstellen.

"Um die Altstadt zu entlasten, fordern wir eine ringförmige Hauptroute um die Altstadt herum, einen Radlring. Wichtig wäre hier vor allem eine Süd- und eine Nordumgehung, um die Altstadt abseits von Gesandtenstraße etc. von Ost nach West durchqueren zu können.", erläuterte Ernst Seidemann.

Auch abseits der Altstadt müssen genügend Fahrradabstellplätze geschaffen werden. Gerade an Verkehrsknotenpunkten und in der Nähe von Einkaufsmöglichkeiten müsse im gesamten Stadtgebiet nachgebessert werden. "Um die Altstadt zu entlasten, sollen auch am Rand der Altstadt mehr Möglichkeiten geschaffen werden: auch das könnte Konflikte zwischen Fahrrad und Fußverkehr entschärfen: denn wenn genügend sichere Abstellmöglichkeiten entlang eines oben genannten Radlrings geschafft werden, werden viele ihre Räder dort abstellen und den letzten Weg zum Geschäft oder Café, oder Arbeitsplatz, zu Fuß zurücklegen. Am Bahnhof muss endlich ein Fahrradparkhaus entwickelt werden. Die bisher im Raum stehende Zahl von ca. 100 Fahrradparkplätzen ist angesichts der Situation um Gleis 1 herum bei Weitem zu knapp bemessen, hier muss die Politik sich trauen und lieber zu groß, als zu klein planen, schließlich ist es erklärtes Ziel der Rathauskoalition den Anteil des Radverkehrs am Modal Split zu erhöhen: somit entspricht ein größer dimensionierter Bau einer Planung für die Zukunft.",forderte Heinz Stumpe. "Deshalb fordern wir mindestens 3.000 Fahrradstellplätze am Hauptbahnhof", ergänzt er.

Die Forderungen des Radentscheids schließen am sogenannten "Lückenschlussplan" an. Dieser Plan der Stadtverwaltung hat das Ziel die Radinfrastruktur zu verbessern. Die obigen Hauptrouten knüpfen zwar an diesen Plan an, die Bürgerinitiative fordert aber insbesondere Hauptrouten abseits der Hauptverkehrsachsen. Derartige Routen sind im Lückenschlussplanallerdings nicht vorgesehen. Außerdem werden mehr und längere Routen gefordert, um wirklich alle Stadtteile sicher mit dem Fahrrad erreichen zu können.

"In Regensburg wurde jahrzehntelang vor allem in Infrastruktur für den motorisierten Verkehr investiert.", kritisierte Regine Wörle. "Die Koalition stand damit vor der Mammutaufgabe binnen einer Legislaturperiode vieles nachzuholen, was auf Jahrzehnte verpasst wurde. Wir sehen, dass die Aufgabe angegangen wurde und sich an vielen Stellen im Stadtgebiet etwas getan hat. Dazu gehören Projekte, die für die Stadt relativ günstig waren, wie die Freigabe der Fußgängerzonen in der Altstadt, und andere, die viel Geld kosten, wie die geplanten Verbesserungen für den Fuß- und Radverkehr an der Sinzinger Eisenbahnbrücke", ergänzte Michael Achmann, und reagierte dabei auf Stimmen aus der Politik, wonach die Forderungen des Radentscheids bereits erfüllt würden. "Dennoch wurde bisher nicht das umgesetzt, was wir fordern: Eine sichere Fahrradinfrastruktur in Form des geforderten Hauptroutennetzes."

Ingolf Radcke ging weiter auf den Unterschied zwischen bisheriger Planung und der Forderung der Initiative ein: "Unsere Hauptrouten haben den planerischen Anspruch, wirklich durchgängig zu sein. Das kann ich am Beispiel der Prüfeninger Straße erläutern: jetzt wird zwischen Hedwigsklinik und Platz der Einheit stadteinwärts ein Radschutzstreifen geplant. Allerdings endet dieser Schutzstreifen dann am Jakobstor auf der Straße, an einer Stelle, die extrem ungünstig für Radfahrer ist. Wir fordern, dass so geplant wird, dass auf den Routen durchgängig entweder eine Fahrradstraße oder ein sicherer Radweg vorhanden ist. Der Lückenschlussplan der Stadt lässt zu, dass Lücken geschlossen werden, und wenige Meter weiter eine andere Lücke da ist. Deshalb unsere Forderung: Zuerst feststellen, wo Hauptrouten nötig und sinnvoll sind; dann eine Route festlegen und dafür sorgen, dass sie durchgängig den Ansprüchen des sicheren Radverkehrs entspricht."

Wolfgang Bogie fasste zusammen: „Die Bürger von Regensburg wollen auf ihren täglichen Wegen mehr Fahrrad fahren und dabei sicher und möglichst zügig unterwegs sein können. Die Aufgabenstellung an Politik und Verwaltung ist eindeutig. Es sollen dazu durchgängige Fahrradrouten als Netzstruktur im Stadtgebiet, bis in den Landkreis hinein so schnell wie möglich, geschaffen werden. Die mehr als 13.000 Unterschriften geben den Mut dazu, eine lebenswerte fahrradfreundliche Stadt zu schaffen, ohne dabei etwas den Fußgängern oder dem öffentlichen Nahverkehr wegzunehmen. Schließlich soll ja der gesamte umweltfreundlich ausgerichtete Verkehrsverbund gestärkt werden."

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