Um eines gleich vorweg zu nehmen: Niemand hat Einwände gegen das geplante Gewerbegebiet in Blechhammer. Was die Anwohner entlang der Forststraße so aufbrachte, dass sie sich zusammenschlossen und eine Unterschriftenaktion starteten, war eine Passage im Erläuterungsbericht zum Bebauungsplan GE Forststraße/Industriestraße: Darin heißt es: „die verkehrliche und technische Erschließung/Infrastruktur ist … bis auf Höhe der Wendeanlage am Ende der Forststraße vorhanden".


Am Samstagvormittag kamen sämtliche Anrainer der Forststraße an deren Einfahrt von der Staatsstraße zusammen, um ihren Unmut über die Planung zu äußern. Zudem füllten sich die Unterschriftenlisten, mit denen die Forderungen nach einer anderen Regelung der Zufahrt unterstrichen wurden. Zu Beginn des Treffens lagen sie noch bei 115, wie Sebastian Mentz, neben Peter Bogner und Margot Gerkowski, einer der Organisatoren. 

Befürchtet wird ein erhöhtes Verkehrsaufkommen in der Forststraße. Der auch schriftlich formulierte Aufruf richtet sich an die Anwohner. Vorgeschlagen wird darin, dass der bereits vorhandene Fahrrad- bzw. Fußgängerweg von der Industriestraße Richtung Forststraße weiterzuführen und an die bereits im Bebauungsplan vorgesehene Erschließungsstraße des Gewerbegebietes anzubinden. Möglich sei auch, den bisherigen Fuß- und Radweg direkt auf den vorhandenen Wendehammer als Zufahrtsweg auszubauen. Die Forststraße müsse vor dem Wendehammer durch geeignete Maßnahmen, die aber eine schnelle Zufahrt für Hilfsfahrzeuge ermöglichen, abgetrennt werden. Somit erfolge die Zufahrt zum neuen Industriegebiet über die Industriestraße und der Verkehr in der Forststraße werde nicht noch weiter als bisher schon erhöht. 

Margot Gerkowski hatte am Mittwochnachmittag fast zwei Stunden lang das Verkehrsaufkommen beobachtet und festgehalten: Während dieser Zeit passierten insgesamt 333 Fahrzeuge die Forststraße, teilweise mit Anhänger. Ziel war wohl der neue Recyclinghof. Die Anlieger wollen eine Änderung der Beschilderung, so dass die Anfahrt über die Industriestraße erfolgt und nicht mehr über die Forststraße, um die Situation zu entzerren. 

Bereits jetzt sei die Forststraße für LKWs im Begegnungsverkehr viel zu eng, der Straßenzustand untragbar im wahrsten Sinne des Wortes: Große Löcher und Risse werden jedes Frühjahr mit Teer „gestopft". Die Nutzung des Gehwegs sei für Senioren, Kinder und überhaupt für alle Fußgänger riskant, da auch hier immer wieder auf die Straße ausgewichen werden müsse. „Eine Erhöhung des Verkehrsaufkommens ist aus Sicherheitsgründen, Emissions- und Lärmschutz, sowie vor allem den örtlichen Gegebenheiten nicht tragbar."

 Die Forststraße habe eine Breite von 5 Meter, teilweise 5,70 Meter, die einseitigen Gehsteige eine Breite von ca. 1 Meter bis 1,45 Meter. Der zweite Gehsteig auf der anderen Straßenseite ist nie gebaut worden, obwohl er dringend benötigt werde. 

Schilder entlang den Straßen „Forststraße" und „Bürgermeister-Wiendl-Straße" weisen auf spielende Kinder hin. Junge Familien mit Kindern und ältere Personen wohnen hier, einen Kinderspielplatz gebe es an der Ecke Forst-/Bgm.-Wiendl-Straße. Eine Erhöhung des Verkehrsaufkommens bilde ein erhöhtes Gefahrenpotenzial.

In einem Telefonat mit dem Ostbayern-Kurier nahm Bürgermeister Georg Hoffmann Stellung zu den Forderungen. Die Beschilderung bezüglich des Recyclinghofs sei inzwischen geändert bzw. erweitert worden. Diese weise nun auf die Einfahrt in die Industriestraße hin, weitere Schilder zeigen das jeweilige Abbiegen an. Bei der Beschilderung könne man nachbessern. Hoffmann wies auf Vorschriften hin, die eingehalten werden müssen, gerade auch weil es sich um eine Staatsstraße handle. Und hier sei es kontraproduktiv, wenn jemand eigenhändig ein Schild anbringt und andere damit verdeckt.

Und auch das Finanzielle spiele eine Rolle. Mit dem Wegfall der Straßenausbaubeitragssatzung sei auch eine Einnahmenquelle weggebrochen. Zur Thematik Gehweg antwortete er, wenn die Planungen für die Forststraße konkret werden, ein Konzept erstellt werde, wo auch beispielsweise die Wasserleitung berücksichtigt werde. Und hier werden alle Möglichkeiten einbezogen, wie die Gehsteige und auch die eines Radweges. „Einfach Fingerschnippen funktioniert nicht", so Hoffmann.

Eine Beschränkung der Befahrung der Forststraße mittels eines Schilds auf den Schwerverkehr mit 7,5 t bleibe wirkungslos. Denn gleichzeitig müsse man ein „Anlieger frei" daruntersetzen. Ein Anliegen haben alle, die beispielsweise beliefern wollen. Und den Wendehammer abriegeln, das verhindert lediglich das Wenden. Folglich müsste ein LKW-Fahrer, der sich verfahren habe rückwärts die Straße zurückfahren. Und das könne auch niemand wollen.

Nachbessern könne man bei den Hinweisschildern, so dass die Forststraße und die Bgm-Wiendl-Straße nicht mehr so stark frequentiert werden. Das Mischgebiet in ein Wohngebiet umwandeln, das geht nicht, so Hoffmann, das ließe die Situation in der Forststraße nicht zu, weil im hinteren Bereich einige Firmen angesiedelt sind.

Jetzt wird es eng: Mutter mit Kinderwagen und Senior mit Rollator. Allzu oft wird in solchen Situationen auf die Straße ausgewichen. Bild: © Ingrid Schieder