Artenschutz braucht mehr Tempo bei Umsetzung des Volksbegehrens

Regensburg. Die Insektenvielfalt in Bayern ist noch längst nicht gerettet. Der BUND Naturschutz sieht einige Fortschritte, aber große Defizite in den Bereichen Biotopverbund, Gewässerrandstreifen oder Wiesenschutz und Streuobst.

Am 01. August 2021 jährt sich die Aufnahme zahlreicher neuer Verpflichtungen in das Bayerische Naturschutzgesetz durch das Volksbegehren Artenvielfalt zum zweiten Mal. Auch in Stadt und Landkreis Regensburg hatten ca. 16% der Bevölkerung dafür gestimmt, mit hohen Zustimmungswerten sowohl in der Stadt als auch auf dem Land. Was ist seitdem im Landkreis für die Artenvielfalt passiert? Die BUND Naturschutz Kreisgruppe zieht regional Bilanz:

„Nach großer öffentlicher Aufmerksamkeit im ersten Jahr stellen wir in den letzten Monaten eine eher schleppende Fortsetzung und nachlassende Bereitschaft fest. Neben der schleppenden Umsetzung, leider auch Blockade einiger staatlicher Verpflichtungen müssen wir auch bilanzieren, dass in der Gesamt-Politik im Landkreis noch keine Trendwende zugunsten der Artenvielfalt erfolgt ist: Nach wie vor bedroht z. B der hohe Flächenverbrauch oder die Zerstörung von Biotopen wertvolle Lebensräume. Insgesamt stellen wir fest, dass weder der Biotopverbund substantiell noch die Gewässerrandstreifen im Landkreis Regensburg flächig vorangekommen sind", bilanziert Hans Lengdobler, stellvertretender Vorsitzender der BN-Kreisgruppe.

Kommunen, Landwirte und VerbraucherInnen – viele haben auch im letzten Jahr, angestoßen durch das Volksbegehren, etwas zum Schutz der Insekten und der Artenvielfalt beigetragen. „In etlichen Gemeinden werden die kommunalen Flächen nun seltener gemäht und werden dadurch artenreicher, erfreulich ist auch die gestiegene Nachfrage nach Produkten aus dem Ökolandbau. Aufgeschlossene Landwirte haben artenreiche Wiesen angelegt, aber wir sind uns einig, dass für eine echte Trendwende eine Ökologisierung der EU-Agrarförderungen das entscheidende ist. Die 2021 gefassten Beschlüsse sind hierfür absolut nicht ausreichend", so Raimund Schoberer.

Der Biotopverbund hat sich im Landkreis nach unserer Einschätzung auch im zweiten Jahr der Umsetzung real noch nicht entscheidend verbessert, es fehlen auch noch die nötigen Konzepte im Landkreis und in den Gemeinden.

Bei den Gewässerrandstreifen kritisiert der BN vor allem, dass die Umsetzung an den vielen kleinen Gewässern auf die lange Bank geschoben wurde und die von bundesweiten Regelungen abweichende Vorgaben. „Obwohl es absolut unstrittig ist, dass nicht nur die Artenvielfalt, sondern auch die Gewässerqualität stark davon profitiert, sind die Grundlagen für Gewässerrandstreifen an kleinen Gewässern in unserem Landkreis noch nicht gelegt", erklärt Hans Lengdobler. Der BN fordert nach wie vor die sofortige Umsetzung an allen Gewässern.

An die Landrätin und die örtlichen Abgeordneten des Landtags richtet der BN auch die Forderung, sich auf überregionaler Ebene für die nötige dauerhafte Finanzierung der Artenschutz-Instrumente und -Berater, für eine Änderung der Agrarpolitik, für ein verbindliches Flächensparziel und eine wirksame Klimaschutzpolitik einzusetzen, um wirklich eine Trendwende beim Schutz der Biodiversität zu erreichen.

Der BN hat die Umsetzung des Volksbegehrens bayernweit in Form einer Ampel bewertet: https://www.bund-naturschutz.de/volksbegehren-artenvielfalt-aktueller-stand.html

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