„Ein Pfarrer möchte ich werden." Schon früh reifte in Johann Trescher dieser Wunsch. Es war ein besonders feierlicher Gottesdienst, der den Buben in der dritten Klasse so begeistert hat, der die Weichen für den weiteren Lebensweg stellen sollte. Was daraus wurde? Am Sonntag feiert der beliebte Geistliche sein 40-jähriges Priesterjubiläum. Coronabedingt wird es zwar ein feierlicher Gottesdienst werden, aber in begrenztem Rahmen, wie der anschließende Empfang auf dem Kirchplatz – Mundschutz und Abstandsregel inbegriffen.


Was der letzte und entscheidende Auslöser war, das könne er nicht mit Gewissheit sagen, so Pfarrer Johann Trescher. „Vielleicht war ja unser neuer Direktor (Georg Weinzierl) im Bischöflichen Knabenseminar der Auslöser, den wir alle sehr verehrt haben." In Hermannsreuth, Stadt Bärnau, kam er am im Mai 1954 als Jüngstes von vier Kindern, zwei Brüdern und einer Schwester, der Eltern Johann und Berta Trescher zur Welt. Sein Abitur „baute" er am Augustinus-Gymnasium in Weiden. Anschließend erfolgte das Theologiestudium an der Uni Regensburg und dazwischen (1976/77) in Freiburg im Breisgau. 1979/80 absolvierte er ein Praktikum in der Pfarrei St. Pius in Landshut. Im Februar 1980 erhielt Johann Trescher durch Weihbischof Vinzenz Guggenberger die Diakonenweihe in St. Josef in Weiden. Und dann weihte Bischof Dr. Rudolf Graber ihn am 28. Juni 1980 zum Priester im Dom zu Regensburg. Danach fungierte der frischgebackene Geistliche als Urlaubsaushilfe in Landshut-St. Pius und Steinmühle bei Waldsassen. Weitere Stationen waren Kaplanstellen in Pressath, in Landshut-St. Wolfgang, ehe er am 1. September 1985 Pfarrer in Teisnach, im Bayerischen Wald wurde. 27 Jahre lang war er hier beheimatet. In diese Zeit fielen seine Tätigkeiten als BDKJ- und Dekanatsjugendseelsorger im Dekanat Viechtach; dazu ab 01. 09. 2003 als Pfarradministrator in Patersdorf. Seit 1. September 2012 fungiert er als Pfarrer in der Pfarreiengemeinschaft Bodenwöhr-Alten- und Neuenschwand. Pfarrer Trescher lebt mit seiner Pfarrgemeinde mit. Das spiegelt sich nicht nur in den Vereinen wider, in denen er teilweise ein Amt übernommen hat und überall engagiert mitanpackt, wo er gebraucht wird. Der Mensch steht im stets im Mittelpunkt seiner Bemühungen. Seit etwa 20 bis 25 Jahren steht er als Notfallseelsorger Menschen in Krisensituationen bei. Keinerlei Aufhebens dagegen macht er um seinen Titel Bischöflich Geistlicher Rat (BGR), den er seit seinem Silbernen Priesterjubiläum im Jahr 2005 verliehen bekommen hat.

40 Jahre Priester, der Ostbayern-Kurier fragte bei Pfarrer Johann Trescher nach, wie er diese Zeit erlebt hat, im Wandel, um nicht zu sagen, im Spannungsfeld der katholischen Kirche, der Glaubenskrise im Allgemeinen und vor allem, wie er darüber denkt. Gerne war er bereit, unsere Fragen zu beantworten:

Der Ostbayern-Kurier: Wenn Sie zurückblicken: Was hat sich in den 40 Jahren verändert? Sind die Erwartungen der Menschen gestiegen oder überwiegt die Gleichgültigkeit? In diesem Zusammenhang: Ist es für Christen schwieriger geworden, ihren Glauben zu vertreten?

Pfarrer Johann Trescher: In den 40 Jahren hat sich Etliches verändert:
> Die Verwaltungsarbeit ist immer größer geworden (sehr zum Ärger vieler Priester - auch ich), weil dadurch viel Zeit vertan wird, die mit Seelsorge besser und sinnvoller ausgefüllt werden könnte
> Die Technik ist inzwischen in die Arbeit eingezogen: großer Teil der Arbeit läuft über PC und Internet (sowohl Verwaltung als auch Seelsorge: gefühlt habe ich in der Corona-Zeit mehr Mails geschrieben als das ganze vergangene Jahr)
> Auch Seelsorgsarbeit hat sich verändert: wir haben nicht mehr die „Volkskirche", sondern die relativ kleine Gruppe von überzeugten und aktiven Messbesuchern (bei uns ca. 15 %) - von daher überwiegt eher die Gleichgültigkeit, aber trotzdem wird die Kirche und der Priester auch durchaus gebraucht und gesucht.
> die Kirche wird weitgehend nur noch als „Service-Station" betrachtet, die aufgesucht wird, wenn ich sie brauche: Taufe, Firmung, nur zum Teil noch Ehe, Beerdigung - und dann soll sie gut „funktionieren" und „was Schönes und Ansprechendes" liefern, wobei die Wünsche mancher Leute immer kurioser werden.
> Seelsorge ist keine „Massenseelsorge" mehr wie im vergangenen Jahrhundert noch, sondern zum großen Teil „Einzelseelsorge" für Menschen mit Fragen und Problemen

> Ja, meiner Meinung nach ist es für Christen schwieriger geworden, ihren Glauben zu vertreten, weil sie von einer weitgehend glaubenslosen Mehrheit umgeben sind, gegenüber der sie sich rechtfertigen müssen - was vor einigen Jahrzehnten noch genau umgekehrt war.

Trotzdem glaube ich, dass der Priester auch in der Zukunft eine wichtige Rolle haben und von Menschen gesucht werden wird.

Es wird auch wieder eine Zeit kommen, in der die Menschen merken, dass es nicht nur auf Spaß und Fun im Leben ankommt, sondern dass noch mehr zum Leben und zur Zukunft gehört. Und da kann der Priester dann Antwort geben (gerade auch in „Brüchen" im Leben, wo die Sinn-Frage auftaucht).

Der Ostbayern-Kurier: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Pfarrer Johann Trescher: Für die Zukunft wünsche ich mir persönlich zum einen noch die nötige Gesundheit und Kraft für meine Arbeit bis zum Ruhestand, viele Menschen, mit denen ich zusammenarbeiten kann und die mir ihr Vertrauen schenken, und dass immer mehr Menschen erfahren, wie schön und tragend ein Leben aus dem christlichen Glauben und in der Verbindung mit der Kirche sein kann - trotz all ihrer Fehler, Schwächen und Menschlichkeiten.

Der Ostbayern-Kurier: Vielen Dank für das Beantworten unserer Fragen und alles Gute weiterhin.

Pfarrer Johann Trescher: „Bitte, gern geschehen und Ihnen auch alles Gute."



28. Juni 1980: Bischof Dr. Rudolf Graber weihte Pfarrer Johann Trescher zum Priester. Bild: © privat 
Zusammen mit zehn weiteren Kurskollegen erfolgte die Priesterweihe. Bild: © privat
Neupriester Johann Trescher hielt am 12. Juli 1980 seinen Primizgottesdienst in seiner Heimatgemeinde Bärnau. Bild: © privat
Vor seinem Elternhaus erwartete ihn ein prächtiger Blumenteppich. Bild:© privat