Das Naturschutzgesetz wird sukzessive umgesetzt

Der Lebensraum Wald ist im Vergleich zu anderen Formen der Bodennutzung ein noch sehr naturnaher Lebensraum. Er ist daher Rückzugsraum für viele seltene Tier- und Pflanzenarten und für deren Erhalt und Fortbestand zunehmend von Bedeutung. Möglich war und ist dies, weil bei der Waldbewirtschaftung schon immer, wenn auch nicht zu allen Zeiten in gleichem Maße, Naturschutzaspekte Berücksichtigung fanden. Die Bayerischen Staatsforsten haben ein regionales Naturschutzkonzept entwickelt, das den Wald zukunftssicher macht.

Forstamtsdirektor Hubert Meier vom Betrieb Roding hieß neben den Vertretern der Forstbetriebe, der oberen und unteren Naturschutzbehörden, Vertreter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, der Naturparks auch stellvertretenden Landrat Joachim Hanisch und die Bürgermeister Karl Bley aus Nittenau, Markus Dauch aus Neukirchen-Balbini, Hans Frankl aus Bruck und Richard Stabl aus Bodenwöhr beim Treffpunkt Einsiedler Forst willkommen. Als Referent fungierte der Vorstandsvorsitzende der Bayerischen Staatsforsten, Martin Neumeyer, der die Grundsätze für den Naturschutz im Staatswald vorstellte.

Das regionale Naturschutzkonzept sei für jeden Forstbetrieb erstellt worden, das sowohl regional bedeutsame naturschutzfachliche Gegebenheiten als auch Maßnahmen für deren Erhalt und Verbesserung darstellt. Das allgemeine Naturschutzkonzept enthalte bereits detaillierte Aussagen zum Natur- und Artenschutz in den Staatswäldern des Freistaats Bayern und sei als 10-Punkte-Programm veröffentlicht worden. Im regionalen Naturschutzkonzept seien diese Vorgaben auf Forstbetriebsebene in konkrete Handlungsanweisungen gefasst und regionale Besonderheiten des Naturschutzes herausgearbeitet worden. Der Forstbetrieb Roding umfasse eine Fläche von rund 21.160 Hektar, so Meier. Davon liegen rund 45 Prozent im Wuchsgebiet „Becken- und Hügelland“ mit 9.440 Hektar. Weitere rund 40 Prozent der Fläche mit 8.360 Hektar seien dem Wuchsgebiet „Oberpfälzer Wald“ zugeordnet. Die restlichen rund 16 Prozent mit 3.360 Hektar gehören zum Wuchsgebiet „Bayerischer Wald“. Die Waldgeschichte habe zu einem tiefgreifenden Bestockungswandel geführt: Im „Bayerischen“ und „Oberpfälzer Wald“ hin zu fichtendominierten Beständen und noch stärker im „Oberpfälzer Becken- und Hügelland“, wo teilweise großflächige Kiefernreinbestände das Waldbild prägen.

Der Umbau dieser Bestände zu Mischwäldern ist eines der wichtigsten waldbaulichen Ziele. Durch einen integrierten Schutzansatz seien mit dem Erhalt von alten naturnahen Waldbeständen, mit dem Biotopbaum- und Totholzkonzept sowie mit der Bewahrung und Förderung von Sonderstandorten die Ansprüche (aus dem Naturschutz) zur Sicherung der Biodiversität zielführend abgedeckt worden. Moorwälder, Weißmoos-Kiefernfelder auf trockenen Standorten, Offenlandflächen, wie beispielsweise auf dem ehemaligen Standortübungsplatz Bodenwöhr, werden weiterhin gepflegt und entgegen der natürlichen Sukzession von Wald frei gehalten. Stehende Gewässer, sonstige nässebeeinflusste Standorte, Extensivgrünland, potentielle Sukzessionsflächen und Gebüsche seien in dem Konzept ebenfalls enthalten.

Vorrangiges Ziel sei neben dem Artenschutz daher die Erhaltung und Weiterentwicklung derartiger Flächen. Auf nennenswerten Flächen haben naturschutzfachliche Ziele eine übergeordnete Bedeutung. 186 Hektar Naturschutzgebiete und 246 Hektar Naturwaldreservate seien im Staatswald des Forstbetriebes ausgewiesen. In den Schutzgebieten werden die Schutzziele konsequent verfolgt, mit den zuständigen Behörden werde vertrauensvoll und konstruktiv zusammengearbeitet. In zahlreichen Programmen, Projekten und Untersuchungen werde am Artenschutzmanagement (Auerhuhn, Heidelerche, Ziegenmelker) gearbeitet. „Ziel ist hierbei, durch eine naturnahe und die natürlichen Gegebenheiten berücksichtigende, bestands- und bodenschonende Waldbewirtschaftung den Ansprüchen der einzelnen Arten Rechnung zu tragen“, betonte Meier. Die dynamischen Entwicklungen im Ökosystem Wald werden dabei stets im Auge behalten und genießen den Vorrang vor einem statisch konservierenden Schutzansatz.

Zu den regionalen Gruppen der Naturschutzverbände, dem amtlichen Naturschutz, der Forstverwaltung und der Wissenschaft bestehen gute Verbindungen. Die projektbezogene Zusammenarbeit soll hier auch in Zukunft vertrauensvoll fortgesetzt werden. „Forstwirtschaft ist die naturnaheste und schonendste Form der Bodennutzung“, betonte der Sprecher. Von enormer Bedeutung sei die Verjüngung des Waldes. Diese erfolge über einen langen Zeitraum verteilt nach und nach, so dass möglichst lange viele alte Bäume stehen bleiben können. Integrative Forstwirtschaft (Waldwirtschaft) bedeute, den Wald auf ganzer Fläche so zu bewirtschaften, dass alle Waldfunktionen (Holzproduktion und Holzernte, Schutzfunktionen, Erholungsfunktion, Naturschutzaufgaben) bestmöglich erfüllt werden. In Bayern favorisieren sowohl der Staatswald als auch die privaten Waldbesitzer den integrativen Ansatz mit dem Ziel, Nutzung und Naturschutz auf der gesamten Waldfläche bestmöglich in Einklang zu bringen. Die Bayerischen Staatsforsten berücksichtigen deshalb bei ihrer integrativen Waldbewirtschaftung die Belange des Naturschutzes auf der gesamten Staatswaldfläche.

Zentrales Ziel des Naturschutzes sei hierbei, die natürlichen Lebensräume, vor allem der an den Wald gebundenen Tier- und Pflanzenarten, zu erhalten und zu verbessern. Stellvertretender Landrat Joachim Hanisch sprach von einer guten Symbiose, die hier stattfinde. Er erachte es sinnvoll, die Hege und Pflege des Raumes in ein Konzept zu kleiden, infolge dessen überprüft werden könne, was davon erreicht werden konnte. Bürgermeister Karl Bley wies darauf hin, dass der Naturschutz nicht vor den Gemeinden Halt mache. Jedes Jahr werde den Kindern die wunderbare Natur mit den Waldjugendspielen vermittelt. Norbert Dirscherl, leitender Regierungsdirektor der Regierung der Oberpfalz, erinnerte sich an sein Studium, währen dessen er mittels einer Exkursion genau hier gelandet sei. Dabei habe er lernen können, wie die Vergangenheit sich bis heute auswirke, beispielsweise durch die Eisenverhüttung. Die Zusammenarbeit mit dem örtlichen Naturschutz sei gut und fruchtbar.

Vorstandsvorsitzender der Bayerischen Staatsforsten, Martin Neumeyer, sprach von einer Vorbildfunktion des Staatswaldes, der alle Funktionen erfülle. Hier nannte er die nachhaltige Holznutzung, wo der Grundsatz „immer weniger nutzen als nachwächst“ gelte. Zur ökologischen Funktion gehöre das ganzheitliche Denken, die Liebe zur Natur, aus Überzeugung. Die Ausbildung verdiene die Anerkennung der Gesellschaft. Der Wald erfülle auch eine soziale kulturelle Funktion, als Erholungswald und als Lehrort. Von enormer Bedeutung sei auch die Waldfunktion mit sauberem Trinkwasser und sauberer Luft. In die Naturschutzkonzepte sollen neben den Fachleuten auch die Bevölkerung, insbesondere die Kinder, eingebunden werden. Das regionale derzeitige Naturschutzkonzept solle weiterentwickelt werden, mit neuen Projekten. „Es soll ein dynamischer Prozess sein“, betonte Martin Neumeyer.

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