Dem kleinsten Nutztier der Welt Aufmerksamkeit geschenkt

Regensburg. Sieben Imkervereine gibt es im Landkreis Regensburg: in Altenthann, Beratzhausen, Eichhofen/Etterzhausen, Kallmünz, Köfering, Regenstauf und Schierling. Sie alle sind im Deutschen Imkerbund organisiert und widmen sich der Förderung und Verbreitung der Bienenhaltung mit dem Ziel, durch die Bestäubungstätigkeit der Honigbiene an Wild- und Kulturpflanzen eine artenreiche Natur zu erhalten.

Der Imkerverein Altenthann hat sogar einen eigenen Lehrbienenstand. Im Rahmen der Regionaltage des Landkreises Regensburg gab es dort an zwei Tagen unter dem Motto „Erlebnis Biene" die Gelegenheit, sich auf die Spuren des kleinsten Nutztiers der Welt zu begeben.

Schautafeln gaben in den Räumen der „Imker-Fachakademie" am Ortsrand von Altenthann einen aufschlussreichen Überblick über die Honigbiene, die durch ihre unermüdliche Arbeit den Erhalt von bis zu 3000 heimischen Wild- und Kulturpflanzen sichert. Die Gäste konnten Bienen beobachten, Imkerwerkzeug genauer anschauen und natürlich jede Menge Fragen stellen. Als Vorsitzende des Imkervereins Altenthann kümmerten sich Jürgen Brandl und Andreas Oberhofer mit zahlreichen Helfern aus den Reihen der Mitglieder liebenswürdig um die Besucher und teilten ihren reichen Erfahrungsschatz mit ihnen.

Von einem Aufschwung im Verein zu sprechen, wäre untertrieben, hat sich doch der Mitgliederstand von 46 im Jahr 2010 auf 137 im Jahr 2021 gesteigert. Nicht nur Erwachsene, sondern zunehmend auch Jugendliche zeigen Interesse. Rund 800 Bienenvölker „arbeiten" im Einzugsgebiet des Altenthanner Vereins und es geht ihnen richtig gut. Das kann Kreisvorsitzender Josef Fichtl anhand einer eigens durchgeführten Untersuchung des Bayerischen Bienengesundheitsdienstes auch beweisen. Dabei wurden im heimischen Honig hundert Parameter überprüft und weder Rückstände von Pflanzenschutzmitteln noch die besonders gefürchteten Neonicotinoide gefunden.

„Das ist für uns eine sehr gute Nachricht", freut sich Josef Fichtl. Er hat es auch nicht anders erwartet, denn die Landwirte im weiten Umkreis bearbeiten ihre Flächen behutsam und viel weniger intensiv als das in anderen Regionen Bayerns der Fall ist. Sie bekommen dafür auch etwas zurück und zwar die unbezahlbare Mitarbeit der Honigbienen, die imstande sind, Erträge gewaltig zu steigern. Das macht bei Raps rund 30 Prozent mehr aus, bei Rotklee ist die Steigerung sogar noch wesentlich höher. Bei Äpfeln kann die Ernte drei Mal so üppig ausfallen und bei Birnen sogar bis zu zehn Mal so hoch. Zudem sind die Früchte wesentlich größer als ohne Bienen. Im Vergleich zu „Mitbewerbern" wie Hummeln haben Honigbienen zwei unschlagbare Vorteile. Der eine liegt darin, dass sie als komplettes Volk überwintern und deshalb im Frühjahr gleich als gesamte Truppe loslegen können. Den zweiten beschreibt der Fachbegriff „blütenstet". Damit ist gemeint, dass Bienen permanent bei einer Sorte bleiben, also Apfel, Apfel, Apfel anfliegen und nicht wie ihre „wilden" Kollegen kreuz und quer Apfel, Gänseblümchen, Rübe durcheinander besuchen.

Kaum jemand macht sich beim Honigbrot zum Frühstück Gedanken über die gewaltige Wirtschaftsleistung, die von Bienen erbracht wird. Rund 85 Prozent der landwirtschaftlichen Erträge in Deutschland sind von ihnen abhängig. Allein durch ihre Bestäubungsleistung wird jährlich ein Nutzen von zwei Milliarden Euro erwirtschaftet. Der Gewinn für Landwirtschaft und Biodiversität ist das eine. Bienen können aber noch viel mehr, nämlich ein unglaublich wertvolles Lebensmittel herstellen, das aus rund 200 verschiedenen Inhaltsstoffen besteht.

Wer sich mit diesen überzeugenden Fakten näher befasst und den Wunsch verspürt, selber Bienenhalter zu werden, ist beim Imkerverein Altenthann genau richtig. Hier wird einem bereitwillig weitergeholfen. Die Vorstandschaft lässt sich aber auch selber helfen und holt sich Unterstützung bei der Vereinsschule des Landkreises Regensburg. „Diese Einrichtung ist sehr viel wert", sagt Josef Fichtl, „denn man bekommt Hilfestellung bei allen Problemen, sei es bei Steuerangelegenheiten oder Haftungsfragen".

Jedes Jahr wird in Altenthann für zukünftige Imker ein Anfängerlehrgang veranstaltet. Für 20 Euro ist man dabei und lernt dann alles, was notwendig ist. Weil die Imkerei aber mit steigendem Umweltbewusstsein derart boomt, wird im Schulungsraum der Platz zu knapp. Der Andrang ist größer als die Kapazität, weshalb der Verein nun anbauen möchte. „Wir warten nur noch auf die Baugenehmigung, dann kann es losgehen mit der Erweiterung", sagt Vorsitzender Jürgen Brandl. 


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