Bodenwöhr/Blechhammer. Viele kennen ihn noch von früher, andere wollten Hubert Süß, den Kandidaten der Bürgerliste und sein Wahlprogramm, kennenlernen. Am Samstagabend wurden noch Stühle hereingetragen, denn sehr viele Interessierte waren der Einladung zum Infoabend gefolgt. Unter den Anwesenden waren auch einige Weggefährten, mit denen der Bürgerlistenkandidat viele Erinnerungen pflegt. Alois Feldmeier, Sprecher der BLB, meinte, dass es offenbar viel Besprechungsbedarf gebe, angesichts des sehr guten Besuchs. Auch CSU-Mitglieder und deren Anhänger hatten sich eingefunden, und so versprach der Abend sehr spannend zu werden. Süß konnte verkünden, dass die Firma FischerHaus nach einem längeren Gespräch zwischen Barbara Fuchs und ihm bereit sei, der Gemeinde das Wasserrecht zu verkaufen.

 

Spannungen, die gab es dann immer wieder, vor allem in Bezug auf die geplante Abholzungsmaßnahme zwischen Blechhammer und Bodenwöhr durch einen Investor. Michael Kraus beabsichtigt, hier baulich tätig zu werden. Vieles ist im Gespräch, auch hinsichtlich des Gasthauses Schießl. Doch auch im Laufe des Abends gab Investor Michael Kraus keinerlei Auskunft zu konkreten Planungen oder gar Pläne zu seinen Vorhaben. „Zwei Baukörper“, war das Einzige, was er dazu sagte. Kritik übte er dagegen an Süß, dass der nicht ausreichend recherchiert habe.

Süß konterte, er habe nur aufs Tableau gebracht, was geredet wird. Konkrete Planungen sei Kraus eben bis dato schuldig geblieben. Supermarkt, Tankstelle, Altenheim, Kleingewerbe, Gastronomie, in der Verlängerung der Weihersiedlung, der Wald liegt im Landschaftsschutzgebiet, all das werde nach den vagen Informationen des Investors im Ort in der Bevölkerung diskutiert. Der Gemeinderat hat dazu mehrheitlich grünes Licht gegeben, obwohl es kein Konzept gibt. Kraus hakte ein und meinte, dass es durchaus ein Konzept gebe. Süß meinte: „Dann schreib eine Liste, unterschreib sie und liefer sie im Rathaus ab“.

Zwei Hektar Wald sollten es sein für Nahversorgung und Kleingewerbe, zunächst. Dann wiesen die Behörden drauf hin, dass die vier Hektar Wald zwischen der bestehenden Bebauung und dem neuen Nahversorgungsgebiet Bauland werden müssen, um den Supermarkt anzubinden. Ihm sei das Projekt von Anfang an seltsam vorgekommen, betonte Süß. Eine Tankstelle neben dem Wasserschutzgebiet? Ein Seniorenheim? Das Angebot in den Nachbarkommunen sei enorm, dagegen sei der Markt an Pflegekräften leergefegt und das über längere Zeit hinweg.

 Thema Supermarkt: Ein Unternehmen habe sich in Bodenwöhr nach Ansiedlungsorten erkundigt, wobei Stabl damals an FischerHaus verwiesen habe. Aus wirtschaftlichen Gründen habe dieses Unternehmen, das den Standort Bodenwöhr eingehend analysiert habe, abgelehnt. Auch anstelle des Gasthofes Schießl sei hier keine wirtschaftliche Ansiedlung möglich. Gleichzeitig habe Kraus in Aussicht gestellt, dass man wieder ein bisschen Gastronomie in der Weihersiedlung als auch im Ortskern schaffen wolle, obwohl der Anwalt des Investors im Antrag auf Abriss des Gasthofs Schiessl behauptet habe, dass ein Wirtshausbetrieb sich nicht rentieren würde. „Also, was denn jetzt?“, so Süß.

Er habe sich vor ein paar Wochen mit einem ehemaligen Wirtschaftsdezernenten der Stadt München getroffen und dieses Thema besprochen. Der habe ihm gesagt, dass es sich um den ältesten Trick der Menschheit handle, einer Kommune das zu versprechen, was sie gerne hätte. Der Investor komme so äußerst günstig an Bauland. Zunächst entstehe darauf eine ganz kleine Discounter-Filiale, die nach zwei bis drei Jahren schließt. Danach wird etwas ganz anderes daraus.

Echte Ortsentwicklung sehe anders aus: Gesund wachsen, so dass es sich unsere eigenen jungen Leute leisten können, hier zu bleiben und zu leben. Die Gemeinde solle dazu Bauland erschließen und verkaufen, ohne Gewinnerzielungsabsicht. Alle Gemeinden im Umland bauen Schulden ab, in Bodenwöhr wachsen sie, trotz der Gewerbesteuereinnahmen. „Kindergarten-Notgruppen, eine desolate Schul-Situation, ein Rathaus fehlt, niemand kümmert sich bislang ernsthaft um den See, und trotzdem kein Geld da“, so Süß, „der Investor kassiert, die Gemeinde blutet. Einkommenssteueranteil hin oder her. Damit muss Schluss sein.“

Süß stellte Alternativen vor, so dass man nicht abholzen müsse, das Wasser und die Tiere, die im Wald leben, wie die streng geschützte Fledermaus, nicht gefährden. Auch die Entwicklungsmöglichkeiten in den anderen Ortsteilen werden beschnitten, wenn man die Ausbau-Reserve des LEP durch die Weihersiedlungs-Maßnahme opfere. Diese Ausführungen waren bereits durch Fragen und Diskussionen durchzogen.

Viele Fragen tauchten auch bezüglich des Badeplatzes und insbesondere die Wasserqualität des Hammersees auf. Der Uferrundweg, das Bahnhofsgelände, der Schwerlastverkehr, der Parkplatz in der Weihersiedlung und die Taucherkapelle interessierten die Anwesenden, was die vielen Fragen aufzeigten. Im Gespräch waren Vorfluter, um den Nährstoffeintrag zu verhindern, dabei kamen frühere Maßnahmen zur Sprache, aber auch Versäumnisse, auch im Hinblick auf den Schwerlastverkehr.

Süß meinte, dass man hartnäckig an solchen Sachen dranbleiben müsse und nicht gleich aufgeben dürfe. So sei der Vorfluter am Schafgraben eingerissen worden, weil Stempel gefehlt hatten. Beim Schwerlastverkehr habe ein Unternehmer erfolgreich geklagt. Hier wolle er sich das Urteil genau anschauen, so der Sprecher. Die Taucherkapelle sei im Privatbesitz, hier zeichne sich aber die Gründung einer Stiftung ab. Auch ein Kapellenverein könnte ins Leben gerufen werden, um gemeinsam eine Lösung zu finden.

Überhaupt sollen Aufgaben gemeinsam angegangen werden, Süß setzt dabei auf Zusammenhalt in der Gemeinde, statt Streit und Zerwürfnisse. Diese Aussagen, im Laufe des Abends mehrfach von Diskussionsteilnehmern und von Süß genannt, wurden stets mit großem Applaus begleitet.

Für Aufmerksamkeit sorgte auch der Vorschlag von Süß, ein Bürger- oder Ruf-Taxi ins Leben zu rufen, dass die Senioren mobil halte. Diese könnten dann selbstbestimmt zum Einkaufen, zum Arzt und zur Apotheke und wieder nach Hause kommen. Zum Thema See sagte er, dass er mit Barbara Fuchs verhandelt habe wegen des Wasserrechts am Wehr. Ergebnis der angenehmen Verhandlungen: sie sei zum Verkauf bereit.