Den Umgang mit dem Tod thematisiert

Der Tod gehört zum Leben. Was so selbstverständlich anmutet, wurde und wird immer stärker aus dem Bewusstsein verbannt. Sterben, Tod, Trauer wird verdrängt, wurde so zum Tabuthema. Bei der Jahreshauptversammlung des Krankenpflegevereins Bodenwöhr (wir berichteten) fungierte Pfarrer Adolf Schöls aus Nittenau als Referent, willkommen geheißen von seinem örtlichen Mitbruder, Pfarrer Johann Trescher.

Dieses Verdrängen dieser Thematik zeitigt weitreichende Auswirkungen auf den persönlichen Empfindungen, geprägt von Angst und Unsicherheiten bis hin zur veränderter Bestattungskultur. Eine gewichtige Rolle dabei spielt auch der schwindende Glaube in der Bevölkerung. Pfarrer Schöls griff bei seinen Ausführungen auf einen reichen Erfahrungsschatz zurück. So sei der Tod zunehmend nichts Öffentliches mehr. Beerdigungen finden nur mehr im kleinen Kreis statt, manchmal soll nicht einmal mehr der Pfarrer dabei sein. Gestorben werde häufig im Krankenhaus. Nach dem Verständigen des Krankenhauspersonals, dass der Patient stirbt, lassen sich die Angehörigen Zeit, damit sie damit nicht konfrontiert werden.

Anonyme Bestattungen häufen sich, dadurch habe man keine Arbeit mehr mit der Grabpflege. Manche ältere Verstorbene wollen gar nicht auf diese Art beerdigt werden, so Pfarrer Schöls. Die Kinder wüssten oft gar nicht mehr, wie man sich in einer Kirche benimmt. Allgemein herrscht nach einem Sterbefall mitunter eine große Sprachlosigkeit. Die Bestattungsunternehmen nehmen viele Aufgaben ab, im Grunde genommen müssen sich die Angehörigen um nichts mehr kümmern. Im Gegensatz zu früher hatten sich diese viel länger mit dem Thema auseinandergesetzt, viel selber gemacht. Selber etwas tun können, sei aber wichtig, so der Geistliche, um aus der Schockstarre rauszukommen und nicht so schnell in ein Loch zu fallen. Nicht minder wichtig sei das Verabschieden, auch mit Körperkontakt: beispielsweise dem Verstorbenen ein Kreuz auf die Stirn zu zeichnen.

Früher herrschte eine andere Sterbekultur: Der Tote blieb zuhause. Gemeinsam, mit Angehörigen, Nachbarn und weiteren Bekannten wurde der Rosenkranz gebetet. Viele Unsicherheiten herrschen vor, was die Zeit dieser Verabschiedung angehe. Rechtlich gesehen dürfe der Tote bis zu 36 Stunden daheimbleiben und spätestens nach 96 Stunden müsse er beerdigt sein, verdeutlichte Pfarrer Schöls. „Wenn man es kann, dann soll man den Verstorbenen selber waschen und anziehen." Wenn jemand im Sterben liegt, soll man den Hausarzt hinzuziehen, nicht den Notarzt, weil, der muss reanimieren, eventuell kommt dann auch noch die Polizei dazu. Der Geistliche plädierte dafür, sich rechtzeitig um eine Patientenverfügung und eine Vorsorgevollmacht zu kümmern, damit hier Klarheit herrsche, was ärztlich noch gemacht werden soll und was nicht. Was kann man tun, wenn jemand stirbt?" Gebet am Totenbett, für die Krankensalbung einen Tisch herrichten mit weißem Tischtuch, Kreuz, Blumen, Weihwasser. Die Aussegnung bilde den ersten offiziellen Abschied, danach wird der Rosenkranz gebetet. Für den Abschied daheim empfahl der Geistliche eine Kerze anzuzünden, ein Bild aufzustellen.

Beim Requiem soll Wert auf die Eucharistiefeier gelegt werden, da es das Sakrament der Verbundenheit des Verstorbenen, die Gemeinschaft mit Jesus Christus sei. „Es ist ein Krampf, dass nur die Angehörigen zur Kommunion gehen", so Pfarrer Schöls wörtlich.

Bei einem Todesfall soll der Pfarrer benachrichtigt werden, wegen des Totengebets, falls dies gewünscht werde sowie das Abklären des Termins und erster Dinge. Der Arzt müsse wegen des Totenscheins verständigt werden. Das Beerdigungsunternehmen müsse ausgewählt werden. Geklärt werden müssen Versicherungs- und Schreibangelegenheiten, der Totentransport, Sterbebilder, Totenanzeige durch das Bestattungsunternehmen besorgt werden. Angehörige müssen benachrichtigt werden, Arbeitgeber, Vereine informiert werden. Pfarrer Schöls sagte, dass Todesanzeigen ein christliches Symbol aufweisen sollten, ein dicker schwarzer Rand sei dagegen zu vermeiden. Der Text müsse mit dem Tod übereinstimmen. Wichtig sei es, aktuelle Bilder zu verwenden. Auch riet der Geistliche dazu, die Beileidsbezeigungen am Grab zuzulassen. Das Sterbebildchen sei ein Andenken an den Verstorbenen, auch hier solle man auf den Trauerrand verzichten, ein christliches Symbol und Spruch verwenden sowie ein aktuelles Foto. Bei den Kranzschleifen sollen es kurze Sätze sein, jedoch nicht „Letzter Gruß" oder „Ruhe sanft", da dies nicht dem christlichen Glauben entspreche.

Auch der Umgang mit Trauernden sei mit vielen Unsicherheiten verbunden. Pfarrer Schöls sagte, dass man seien aufrichtige Anteilnahme zeigen solle, die Trauernden nicht allein lassen soll. Fürsorge zeigen, zuhören, über den Verstorbenen sprechen, besuchen und einladen, Kontakt aufrechterhalten zählten dazu. Jedoch soll man nicht die Gefühle des Trauernden beurteilen und nicht sagen, man wüsste, was sie empfinden, denn das könne niemand. Pfarrer Johann Trescher dankte seinem Mitbruder für den Vortrag zu einem sehr wichtigen Thema.


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