Der Tag, als der Berg kam

Edelsfeld. 18 Quadratmeter sind alles, was der vierköpfigen Famile Röttcher zum Leben geblieben sind. Hier schlafen, essen, spielen und wohnen Tobias und Nicole mit ihren zwei Kindern Ben und Lion. Ihr liebevoll restauriertes Haus mit 200 Quadratmetern Wohnfläche dürfen sie seit Mitte März nicht mehr betreten – Einsturzgefahr! Wobei die Eltern froh sind – „Es hätte auch schlimmer kommen können", so die einhellige Meinung der beiden 38-Jährigen. Den Tag, an dem sie ihr Zuhause verloren, werden sie trotzdem nicht vergessen.

Es ist abends kurz vor 19 Uhr, Tobias steht gerade in der Küche, als es einen riesigen Rums macht. Instinktiv flieht der Familienvater ins Wohnzimmer, obwohl er nicht weiß, was eigentlich gerade passiert. „Das ganze Haus hat mitgezittert", erzählt seine Frau. Als wieder Ruhe einkehrt, sucht Tobias nach der Ursache, welche die Geräusche verursacht hat, als würde etwas gesprengt. Ein Blick aus dem Fenster zeigt ihm ein Bild, das er nie wieder vergessen wird: „Da sind die Felsen am Haus dran gelegen".

Inzwischen wissen Tobias und Nicole, es sind rund 40 bis 50 Tonnen Gestein, die als Felsrutsch den etwa drei Meter breiten Gang zwischen ihrem Haus und der Felswand gefüllt haben. Über den Balkon im ersten Stock hinaus liegen die Gesteinsbrocken – eine Tür im Erdgeschoss ist durch die Wucht eingedrückt. „Wenn jetzt hier sich jemand aufgehalten hätte, Wäsche gewaschen zum Beispiel, dann hätte es meine Frau vielleicht erwischt", zieht der 38-Jährige Bilanz.



Die Bilanz der Röttchers stimmt seit dem Unglückstag überhaupt nicht mehr – der Fels hinter dem Haus droht weiter abzurutschen und könnte im schlimmsten Falle das ganze Gebäude wegschieben. Deswegen dürfen die vier auch nicht mehr in ihren eigenen vier Wänden wohnen – die Gefahr ist zu groß. Nachdem sich auf die schnelle keine Unterkunft in der Nähe fand, fuhr Nicoles Vater los und besorgte einen Wohnwagen. In dem wohnt die kleine Familie jetzt – massiv beengt, aber es muss gehen. Sowohl für die Eltern, als auch für die beiden Kinder im Alter von drei Jahren und zehn Monaten, eigentlich kein tragbarer Zustand. 



Lion, der Ältere von Beiden, will unbedingt in sein Zimmer zurück, denn Platz zum Spielen hat er hier nicht. Zudem nur ein improvisiertes Bett und nicht sein geliebtes Hochbett. Der kleine Ben entwickelt sich trotz der Katastrophe gut, aber Platz zum Krabbeln oder Laufen lernen fehlt eindeutig. Nur weggehen kommt für die Röttchers nicht in Frage. Nicole hat neben dem Haus eine Tierpension, die nicht bedroht ist. Hier muss das Geschäft weitergehen.


So suchen die beiden Eltern nach einer Lösung für das Dilemma und wissen langsam nicht mehr aus und ein. Eine Elementarschadensversicherung haben sie nämlich nicht abgeschlossen. Der Versicherungsvertreter habe ihnen nach dem Umbau im Jahr 2015 abgeraten, weil sie diese nicht brauchen würden, erklärt das Paar. Nun stellt sich die Frage: „Wer trägt die Kosten, die nicht gerade als klein zu bezeichnen sind". 

Aktuell haben die Eheleute ein Angebot von 100.000 bis 120.000 Euro vorliegen. Die Firma würde den Stein der Felswand hinter dem Haus soweit abtragen, dass diesem keine Gefahr mehr droht. Rindenmulch soll erst einmal den Gang komplett füllen, um eine weitere Beschädigung des Hauses abzuwenden. Dann rücken die Arbeiter mit schwerem Gerät an und tragen die Steinwand in kleinen Schritten ab. 

Finanziell wissen die Röttchers noch nicht, wie sie das stemmen sollen, aber aufgeben wollen sie dennoch nicht. Ihre Kinder sollen ein anständiges Zuhause haben und zwar das, was sie sich in den letzten 15 Jahren aufgebaut haben. Denn dann kann auch der kleine Lion endlich wieder in seinem Hochbett schlafen.

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