Schwandorf. Simone Eichinger stammt aus einer Handwerkerfamilie in Hofenstetten (Stadt Neunburg v.W.) und entschied sich nach der Schule für eine Maler- und Lackiererlehre im Betrieb von Innungsobermeister Tobias Schober in Schwandorf. Die heute 19-jährige war damals das einzige Mädchen in den Betrieben der Maler-Innungen Schwandorf und Amberg-Sulzbach. Ihr Lehrherr Tobias Schober war „sehr zufrieden" mit seiner Auszubildenden und bot ihr auch einen Arbeitsvertrag an.

Simone Eichinger aber möchte „etwas anderes" machen. Über die Gründe will sie nicht sprechen. Tobias Schober aber glaubt zu wissen, warum die junge Dame nicht in dieser Branche bleiben möchte. Obwohl sie „die beste Absolventin ihres Jahrgangs" war und zu den besten Lehrlingen gehörte, die der Malermeister bisher ausgebildet hat. Und das sind immerhin 40.


„Unsere Arbeit ist körperlich anstrengend", sagt Tobias Schober. Staffelei rauf und runter, bei Wind und Wetter draußen arbeiten, „das kann und will nicht jeder". Sein Kollege von der Innung Amberg-Sulzbach, Markus Schmidt, sieht das etwas anders. Für ihn ist das Malerhandwerk auch für Mädchen „durchaus machbar". Er glaubt die weiblichen Mitarbeiter sogar im Vorteil gegenüber den männlichen, denn: „Sie können die Kunden vor Ort viel überzeugender beraten".

Bei der Freisprechungsfeier am Mittwoch im Fortbildungszentrum Charlottenhof erhielten vier Maler- und Lackiererlehrlinge der Innung Schwandorf und fünf der Innung Amberg-Sulzbach ihre Zeugnisse. Drei Jugendliche machten in der Justizvollzugsanstalt Amberg mit Erfolg eine Malerlehre. Auffallend diesmal: Alle zwölf Absolventen haben die Prüfung bestanden. Im Gegensatz zu den letzten Jahren, als die Durchfallerquote nicht selten bei 50 Prozent lag. Obermeister Markus Schmidt hat dafür eine Erklärung: „Wir suchen uns die Kandidaten jetzt sorgfältiger aus". Früher nahmen die Betriebe auch jene Schulabgänger, „die sonst nichts fanden". Diese Zeiten seien vorbei, so Schmidt. Ein Malerlehrling sollte neben Einsatzbereitschaft auch ein Gespür für Farben und Sozialkompetenz mitbringen.

Das Gespür für Farben versuchte Obermeister Tobias Schober in seiner Freisprechungsrede auch bei den Zuhörern zu wecken. Er teilte die Wesensmerkmale der Menschen in unterschiedliche Farbtöne ein. Der „grüne Typ" zeige hohe soziale Kompetenz und sei ein Teamplayer, der rote ein „risikobereiter Vordenker" und der blaue ein „akribisch arbeitender Analytiker". Welchem Typ der Jugendliche auch angehöre, er sollte seine Stärken herausarbeiten und vor allem authentisch bleiben, so der Rat des Obermeisters. Es komme nicht darauf an, was, sondern wie jemand etwas mache. Zur Innung der Maler und Lackierer gehören auch die „Bauten- und Objektbeschichter". Von den sechs Lehrlingen haben vier die Prüfung bestanden, zwei müssen noch einmal antreten.

Die Farbe verbindet die Maler mit den Friseuren. Deshalb veranstalten die beiden Innungen die Freisprechungsfeiern jedes Jahr auch gemeinsam. Im Friseurhandwerk ist es umgekehrt, da gelten die Männer als Exoten. Unter den zehn Absolventen, die am Mittwoch freigesprochen wurden, war nur ein männlicher Lehrling. „Durchfaller" kennt die Friseurinnung nicht. Zum ersten Mal seit Jahren gab es diesmal aber auch keine „Überfliegerin" mit herausragenden Leistungen. Die Innung zeichnet jene besonders aus, die in der Theorie und in der Praxis mit der Note „zwei" abschließen.

Kreishandwerksmeister Christian Glaab, stellvertretender Landrat Arnold Kimmerl und zweite Bürgermeisterin Ulrike Roidl beglückwünschten die Absolventen zur bestandenen Prüfung. Der Obermeister der Friseurinnung Schwandorf, Bernhard Dräxler, dankte der Prüfungsvorsitzenden Annemie Koch für ihre langjährige Tätigkeit. Sie war heuer zum letzten Mal in dieser Funktion tätig und wird von ihrem Sohn Gerd Koch abgelöst.