Schwandorf. Valerie Boivin lebt und arbeitet in Quebec. Für zwei Monate ist nun die Künstlerkolonie in Fronberg ihr zu Hause. Die Kanadierin illustriert vorwiegend Kinderbücher und ist gerade dabei, ihren ersten Roman zu schreiben. Ihren Aufenthalt in Schwandorf nutzt sie dazu, den Text zu bebildern. Sie hat sich vorgenommen: „Hier will ich nur in Bildern denken".

Zu den ersten ausländischen Gästen in diesem Jahr gehört auch die Spanierin Susana Alonso Legarra, die seit 15 Jahren in Bordeaux lebt. Die 57-Jährige malt großformatige Bilder mit Farben, die sie selbst aus Naturprodukten herstellt. Ihre künstlerischen Ergebnisse hängen vom jeweiligen Wetter ab. Dritte im Bunde ist die 20-jährige Tschechin Marta Zechova aus Prag. Die Landschaftsmalerin lässt sich von der Natur inspirieren und benutzt überwiegend Wasserfarben, um „die Atmosphäre der Natur" festzuhalten. In ihren großformatigen Bildern kommen keine Menschen vor, dafür aber Fenster, die den Blick freigeben und eine Kommunikation mit der Außenwelt ermöglichen.

Der Vorsitzende des Fördervereins, Andreas Hottner hieß die drei Künstlerinnen aus unterschiedlichen Regionen der Erde „im Herzen der Oberpfalz willkommen" und lud sie zu einer Exkursion durch das Charlottenerhofer Weihergebiet ein. In dieser Seen- und Teichlandschaft, da war sich der Architekt sicher, könnten sich die Damen Anregungen für ihre Arbeit in den Ateliers holen.


Der Anfang des diesjährigen Künstleraustausches ist gemacht. Leiterin Andrea Lamest erwartet heuer wieder 15 Maler, Bildhauer, Autoren und Musiker aus den Partnerhäusern. Im Gegenzug halten sich Stipendiaten des Künstlerhauses im Ausland auf. Am Standort „Virginia" in den USA werden Bertram Schilling (Sonthofen), Olga Golos (Grasbrunn) und Ute Haas (Landshut) sechs Wochen leben und arbeiten. Im kalifornischen Djerassi kommt Clemens Söllner aus Tirschenreuth unter.
Im tschechischen Partnerhaus wird Sophia Eisenhut aus Wenzenbach und in Frankreich Katharina Gierlach aus Winklarn zu Gast sein. Die Münchner Schriftstellerin Twyla Dawn Weixl war im vergangenen Jahr in Quebec und verbringt heuer schöpferische Wochen in Ungarn. Das Partnerhaus in Finnland erwartet Jan Erbeling aus München und Anna Maria Schönrock aus Nürnberg. Die Kontakte des Oberpfälzer Künstlerhauses nach Plüschow in Mecklenburg-Vorpommern nutzt Stefan Wehmeier aus Hechenwang. Für Irland hat sich Maria Vordermayr aus Nürnberg beworben. Die Ausschreibungen für die Stipendienaufenthalte in Kanada, Görlitz, in der Ukraine und in Norwegen erfolgen in den nächsten Wochen.

Seit über 30 Jahren unterstützt der „Förderverein Oberpfälzer Künstlerhaus" den internationalen Austausch von Malern, Bildhauern, Musikern und Schriftstellern und ermöglicht ihnen den Aufenthalt in der Künstlerkolonie, die inzwischen in die Jahre gekommen ist. Sanierungsmaßnahmen sind erforderlich. Die ersten Kontakte kamen mit dem „Virginia Center for the Creative Arts" in den USA zustande. Seitdem hielten sich 90 Künstler aus der Region im amerikanischen Partnerhaus auf. Im vergangenen Jahr war die Leiterin des „Virginia Centers", Joy Heyrman, zu Gast in Fronberg.

Dem Förderverein gehören aktuell 160 Mitglieder an. Hinzu kommen Firmen mit „Premium-Status", die den Verein mit vierstelligen Summen unterstützen und es ihm damit ermöglichen, den Gastkünstlern kostenlos Kost und Logis zu gewähren. Auch die Stipendiaten aus Deutschland können sechs Wochen lang kostenfrei in den ausländischen Partnerhäusern verbringen.

Der 1988 gegründete Förderverein setzt sich zum Ziel, Kunst in seiner gesamten Breite zu fördern, von der Malerei über die Bildhauerei bis hin zur Musik und Literatur. Der Verein pflegt auch die Geselligkeit, lädt einmal im Jahr zu einem Sommerfest in den Sperlstadl ein und betreut die Gaststipendiaten während ihres Aufenthaltes in Fronberg.