"Morgen ist ein anderer Tag": Als Max Maurer 13 Juden rettete

Regenstauf. Vor 75 Jahren rettete der Regenstaufer Max Maurer 13 Juden vor dem Erschießen. Er wurde deshalb als „Gerechter unter den Völkern" in Yad Vashem geehrt.


Enthüllung mit Nachlommen, Dr. Hildegard Kronawitter Vorstandsvorsitzende "Weiße Rose Stiftung", Polizeipräsident Rudolf Kraus, Bürgermeister Siegfried Böhringer, Initiator Fred Wiegand.

2013 wurde auf Initiative von Fred Wiegand eine Straße nach ihm in Regenstauf benannt. Max Maurer, so liest man in seiner Geburtsurkunde, kam 1891 in Regenstauf zur Welt. Das Haus in der Lohstraße steht noch. Es war eine große Familie. Max hatte noch sechs weitere Brüder. Der Vater war Schuhmacher und Landwirt.

Max besuchte die Regenstaufer Volksschule, arbeitete in der Landwirtschaft und leistete seinen Wehrdienst.

Er wurde jedoch nicht Landwirt oder Schuhmacher, wie sein Vater, sondern, wie auch zwei weitere Brüder Polizist. Über verschiedene Stationen kam er 1935 nach Ergoldsbach. Um seinen Beruf ausüben zu können, trat er 1937 der NSDAP bei. Er konnte sich aber mit diesem System nicht anfreunden. Immer wieder traten Dinge auf, die er nicht mit seiner Grundüberzeugung in Einklang bringen konnte. 

Das einschneidenste Erlebnis war wohl der Umgang mit einem Bruder, der auch Polizist war. Dieser stellte sich 1940 Robert Ley (Reichsleiter der NSDAP und der Arbeitsfront) in Sonthofen entgegen, weil dieser durch ein frisch angesätes Feld ritt. Einen Tag später wurde er verhaftet. Drei Jahre Haft, anschließend Dachau und dann Ostfront waren die Folgen.



In den letzten Kriegswochen trieben die KZ-Wachmannschaften die bis dahin Überlebenden auf die berüchtigten Todesmärsche, die von den Konzentrationslagern Buchenwald und Bergen- Belsen über Flossenbürg nach Dachau und bis zur österreichischen Grenze führten. Grundlage waren Befehle von Adolf Hitler und vom „Reichsführer SS" Heinrich Himmler, „dass kein Häftling lebend in die Hände des Feindes fallen" dürfe und dass jeder Deutsche, der einem jüdischen, englischen oder amerikanischen Gefangenen zur Flucht verhelfe, sofort hinzurichten sei. 

Dass die SS gerade in den letzten Wochen geradezu im Blutrausch aus Lust am Untergang, Frust über den Machtverlust und Mordlust wahllos metzelte und dabei auch vor den Landsleuten nicht Halt machte, verdeutlicht das große Risiko, das die Retter auf sich genommen hatten.

Vom KZ Buchenwald bei Weimar wurden Anfang April 1945 ca. 28.000 Häftlinge auf den mörderischen Weg geschickt. In Holzpantinen und dürftiger Häftlingskleidung legten die Opfer in knapp drei Wochen 600 Kilometer zurück, wobei 7000 bis 8000 ihr Leben verloren, erschossen, von Hunden zerfleischt, verhungert oder aus Entkräftung. Von dem Zug, der zwischen dem 6. und 8. April 1945 in einer Stärke von ca. 1.600 Personen das KZ Buchenwald verließ und über Hof, Weiden, Flossenbürg, Cham, Wörth, Sünching, Oberlindhart und Ergoldsbach nach Landshut führte, verloren knapp 1.300 Häftlinge ihr Leben. „Wir waren zerlumpte, hoffnungslose von Läusen befallene Schar wandelnder Skelette", so John Weiner, der dies überlebte.

Die eingangs erwähnte Rettung der 13 jüdischen Häftlinge begann am 26. April. Sie wurden von der SS am 26. April in der Scheune der Bäuerin Centa Schmalzl einquartiert. In der Nacht zum 27. April veranlasste die Sprengung der Eisenbahnbrücke bei Oberlindhart die SS zu einem panikartigen und überstürzten Aufbruch, den die 13 jüdischen Häftlinge nutzten, sich tief im Heu zu verstecken. 

Der zuständige Polizeimeister Josef Kimmerling entdeckte sie zwar im Laufe des 27. April und verbrachte sie in die Arrestzelle nach Neufahrn. Am gleichen Tag eröffneten ihm drei Angehörige der Waffen-SS in Neufahrn, sie seien zurückgeblieben, um in Oberlindhart unter den zurückgebliebenen Juden „aufzuräumen". Auf Grund des Himmler-Befehls sei jeder flüchtige Jude zu erschießen und dieser Befehl binde auch Kimmerling, falls er nicht ebenfalls hingerichtet werden wolle. 

Für den Polizeimeister war aber schon vorher klar, was ihm sein Gewissen befahl. Er hatte an diesem Tag bereits die Bitte eines der gequälten KZ-Opfer, ihn zu erschießen, abgelehnt. Er übergab die 13 KZ- Häftlinge am folgenden Tag seinem Ergoldsbacher Polizeikollegen Max Maurer, der sie in der Scheune von Anna Gnadl unterbrachte und sie von der Bäuerin Anna Gnadl mit warmen Essen versorgen ließ. Zu den KZ-Häftlingen soll er als Trost den Satz gesagt haben:

„Morgen ist ein anderer Tag". Am anderen Tag waren die Amerikaner da. Aber ohne die Rettung hätten sie die die Nacht nicht überlebt. Mit diesem Titel „Morgen ist ein anderer Tag" gibt es auch einen Dokumentarfilm über diese Ereignisse.

John Weiner, einer der Überlebenden, wog damals nur noch 24 kg. In Regensburg im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder wurde er dann versorgt und wieder aufgepäppelt. John Weiner ging nach Ungarn, dann nach Australien. 1991 kehrte er nach Ergoldsbach zurück und musste feststellen, dass Max bereits 1972 verstorben war. Er setzte alles daran, dass Max Maurer geehrt wird. 1997 ehrte die Gedenkstätte Yad Vashem posthum Max Maurer als „Gerechter unter den Völkern"

Im Talmud steht „Wer immer ein Menschenleben rettet, hat damit die ganze Welt gerettet"

Nicht politisch motivierter Widerstand war die Grundlage ihres Handelns, sondern Mitleid, Nächstenliebe- eine fundamentale Ethik also ohne großen politischen Anspruch. Aber sie haben ein Zeichen gesetzt, das bis in unsere Zeit hineinleuchtet.

Quellen: DOKU Weiße-Rose-Stiftung, eigene Unterlagen, Marktarchiv.

Fred Wiegand

Streitigkeit am Drive-In-Schalter
Roding: Wer hat Ölspur verursacht?