Wie macht man den wahrscheinlich besten Weissbier-Kalender der Welt?

Graugänse schnattern neugierig vom Weiher heran, als Tanja die gusseiserne Wasserpumpe in Bewegung setzt. Vielleicht interessieren sie sich ja auch mehr für den schwarzen Mann mit Bart und Hut, der eifrig fotografiert - oder für das Weißbier, das fleißige Hände gerade nachschenken. Später, einige Meter entfernt, aber doch in einer völlig anderen Szenerie, lassen dumpfe Schläge das Kamera-Stativ erzittern. „Vüll z´ vüll Kraft“, kommentiert Konrad Uschold, als sich der Doppel-Weltmeister im Cross-Triathlon, Tom Kerner aus Burglengenfeld, am Dreschflegel müht. Die Bretter des Bodens wackeln.

Szenenwechsel, strahlender Sonnenschein auf dem Tanzboden rund um den Maibaum. Heitere Blasmusik erfüllt die Luft. Ein Mann in den mittleren Jahren fordert das Mädchen mit dem Blumenkranz und dem Seiden-Dirndl auf, sie soll mit dem Trompeter flirten.

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Folgsam macht sie ihm schöne Augen, tanzt mit einem frischen Weißbier auf den Lederhosn bewehrten Severin zu. Diesmal springt neben dem „Man in Black” auch ein Film-Kamera-Mann – ein bunter Kontrapunkt aus St.-Pauli-Shirt und roten Shorts – durch die Szenerie. Entsteht da ein Heimatfilm?

Gruppenbild auf dem Erntewagen mit Jacob-Verkaufsleiter Markus Lernbecher, Anna Mehringer, Marcus Jacob, Bäff Piendl (hinten v.l.), Tom Kerner, Laura Spangler und Astrid Söll (vorne v.l.)


„Besser“, sagt Marcus Jacob. Die Familienbrauerei Jacob in Bodenwöhr legt zum neunten Mal in Folge den inzwischen zur Oberpfälzer Institution aufgestiegenen „Jacob Weissbier-Kalender“ auf. „2016 ist das Jubiläumsjahr des bayerischen Reinheitsgebots. Da wollten wir Tradition und Moderne, wie sie sich im Trend-Getränk Weißbier vereinen, auch im Kalender zusammenführen.“ Im Ergebnis heißt das: Den Rahmen für das „wahrscheinlich beste Weissbier der Welt” bilden - wie immer - wunderschöne Models aus der direkten Region. Ihre leuchtenden Augen kommen wahrscheinlich von den seidenen Träumen vom Label „Dirndl Couture Astrid Söll” in Regensburg. Die glamourösen Modelle sind im Big Brother-Container eigentlich verschenkt – viel besser passen sie ins Freiland-Museum Neusath-Perschen.

 


Überall Oberpfälzer Geschichte
Dort, zwischen jahrhundertealten Bauernhöfen mit Scheunen, Kapellen, Hüter-Haisln und allem, was dazu gehört, entsteht ein außergewöhnlicher Kalender, eine Hommage an die Heimat Oberpfalz und an das Bier, das seit alters her durch ihre Adern pulsiert. Die Gehöfte stammen aus allen Ecken der Oberpfalz, sie wurden Stück für Stück abgetragen und orginal wieder aufgebaut. Dazwischen: Landwirtschaft wie aus Urgroßvaters Zeiten, mit alten Tierrassen und eben – Dreschflegeln.

Hinter den Kulissen: Brauerei-Chef Marcus Jacob (Mitte), Dirndl-Designerin Astrid Söll und Dr. Frieder Roßkopf.


Brauerei-Chef Marcus Jacob ist persönlich ans Set gekommen. Gemeinsam mit Astrid Söll und einigen Models gibt es ein Erinnerungsfoto auf dem hoch beladenen Erntewagen. „Weißbier und Bier sind absolut im Trend“, sagt er. Dennoch sei es wichtig, dass eine kleine Familienbrauerei wie seine in der Region mit viel Tradition verwurzelt sei. „Das wollen wir mit dem nächsten Jacob Weissbier-Kalender besonders zum Ausdruck bringen“, so Jacob. Fotograf Thomas Starringer setzt bei diesem Projekt auf Natürlichkeit: „Die Elemente, die sich in diesem Kalender vereinen, schreien geradezu danach. Da hab ich gesagt: Kein Blitz, kein Kokolores, wir arbeiten mit natürlichem Licht, viel Handwerk, viel Sorgfalt“, so der schwarze Mann aus  Schwarzenfeld – der dem Weißbier ebenfalls, nun ja, nicht abgeneigt ist. Sein Konzept überzeugt: Die Bilder scheinen von innen heraus zu strahlen, jedes Foto erzählt eine Geschichte.

Man in Black: Fotograf Thomas Starringer
„Dynamik, Charme, gern auch Witz, das waren die Anforderungen“, so Starringer. So kam er auch auf die Idee, die Jacob-Werbe-Ikone Bäff Piendl, den nicht besonders hochgewachsenen Humoristen aus dem bayerischen Wald, mit dem Mega-Model Simone (1,91 m groß) und einem 3-Liter-Weißbierglas in Szene zu setzen.

Hubert Süß, Inhaber des Medienverlags in Sulzbach-Rosenberg, produziert den Jacob Weissbier-Kalender seit neun Jahren. Hier im Gespräch mit Tom Kerner.


Hopfen-Garten, Brunnen-Wasser, Gersten-Malz: Alles Gute zum Jubiläum, bayerisches Reinheitsgebot. Das Museum bietet aber noch Stoff für hunderte andere Bilder, weit mehr, als ein Kalender erzählen kann. Die dunkle Schmiede mit den archaischen Werkzeugen an der Wand. Oder die weiße Frau in der Rauberweihermühle, dargestellt von Martina aus Rauberweiherhaus beispielsweise. Aus Angst, das Gespenst könnte sich ihnen anheften, gehen keine echten Müller in dieses verwunschene Gebäude, an dem malerisch der Bach das hölzerne Rad antreibt. Schade für die abergläubischen Handwerker: Sie versäumen in dem ehrwürdigen Gebäude wirklich etwas. Und Martina, die zweifache Mutter und Ehefrau mit den sinnlichen Reh-Augen läuft doch garantiert keinem hinterher...


Dr. Frieder Roßkopf, Chef der Tanngrindler Musikanten (bekannt aus der ZDF-Deutschland-Saga, dem Maibockanstich in München und vielen umjubelten Auftritten mehr), bleibt ein spezielles Tierchen aus dem Museum im Gedächtnis: Die Wespe, die ihn kurz vor dem Shooting am Tanzboden in die Lippe gestochen hat.

Dass sein markantes Profil und sein Ansatz (zumindest für den Laien) darunter nicht gelitten haben, zeigt der Produktionsfilm, den der Regensburger St.-Pauli-Fan und Filmer David Liese für den Medienverlag gedreht hat. Das Freilandmuseum widmet sich, wie acht weitere (allerdings kleinere) Museen in der Oberpfalz 2016 dem Phänomen Tracht (weiterer Artikel in dieser Ausgabe).  Mit dabei natürlich die Söll-Dirndl aus Regensburg. Und ein Kalender....

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