Wofür Internet-User bezahlen müssen, bekommen die Kunden der Schwandorfer Stadtbücherei umsonst. Sie ist eine von drei bayerischen Bibliotheken, die das „Streamen“ und „Downloaden“ von Musiktiteln ermöglicht. Zum Nulltarif.

Die Digitalisierung stellt Bibliothekar Alfred Wolfsteiner auf eine Stufe mit der Erfindung des Buchdrucks. Deshalb fällt dem Leiter der Stadtbücherei auch der Spagat vom „Haptischen zum Digitalen“ nicht schwer. Er hat in den vergangenen Jahren die „Revolution“ mitgemacht und ist sich bewusst: „Der Wandel geht immer schneller voran“.

Die Stadtbücherei Schwandorf hat sich neben Kempten und Schwabach als  einzige Bibliothek in Bayern um die Nutzung des Streaming-Dienstes „freegal“ beworben. Wer einen Büchereiausweis besitzt, kann sich über die Homepage einloggen und hat kostenlosen Zugriff auf 11 Millionen Musiktitel aus über 100 Ländern. Von der Unterhaltungsmusik bis zur Klassik und von aktuellen Interpreten  bis zu Pop- und Rock-Klassikern. Der Nutzer kann bis zu drei Stunden am Tag „streamen“ und wöchentlich drei Titel herunterladen. Auf den PC oder mobile Endgeräte.

Kulturamtsleiterin Susanne Lehnfeld nutzt den Dienst bereits und ist begeistert: „Es sind auch die ganz aktuellen Titel im Angebot“. Die Musik lasse sich über alle Soundsysteme in bester Qualität abspielen. Das Angebot ist zwar für die Nutzer kostenlos, nicht aber für die Bücherei. Sie zahlt im Jahr 2000 Euro an den Anbieter, die amerikanische Firma „Library ideas“. Über die Nummer des Büchereiausweises und nach Eingabe des Geburtsdatums gelangt der Nutzer auf die Datenbank und kann sich eine „Playlist“ anlegen, die ihm bei wiederholtem Anhören eines Titels die Suche erleichtert.

Die Landesfachstelle Regensburg fördert die Kosten mit 60 Prozent. Deshalb ist Alfred Wolfsteiner bereits am Überlegen, ob er die tägliche Streaming-Dauer nicht auf fünf Stunden und die wöchentlichen Downloads auf fünf erweitert. Gegen etwas höhere Gebühren, die aus dem allgemeinen Etat für AV-Medien beglichen werden.

Noch machen die digitalen Medien in der Stadtbibliothek nur ein Sechstel des Bestandes aus. Alfred Wolfsteiner spürt aber eine wachsende Nachfrage und verweist auf eine Umfrage des Digitalverbandes „Bitkom“, wonach 37 Prozent der Internetnutzer regelmäßig Musik über Streaming-Dienste abrufen. Bei den 14- bis 29-jährigen ist es sogar über die Hälfte. „Nach Einschätzung von Experten gehört den Streaming-Diensten die Zukunft“, sagt der Bibliothekar. 

Sachgebietsleiter Jürgen Eckert erklärt die Technik. „Beim Streaming können Lieder in einer eingeschränkt nutzbaren zwischengespeicherten Version angehört werden“. Im Unterschied zum Download mit Speicherung auf der Festplatte. Die Stadtbücherei hat mit dieser Technik einen weiteren Schritt auf dem Weg zur Digitalisierung vollzogen. Alfred Wolfsteiner erinnerte an die Meilensteine: 2001 Umstellung des Katalogsystems auf Computer und Aufnahme von CD`s in den Bestand. 2007 Ausleihe von DVD`s. 2010 Einrichtung eines Online-Bestandskatalogs für mobile Endgeräte. 2011 Beitritt zum Online-Verbund „e-book“.

Die Stadtbücherei hält rund 62 000 Medien vor, davon 12 000 „Non-Book-Produkte“. Auf diese CD´s, DVD`s, Hörbücher und e-books entfielen im vergangenen Jahr 62 000 Ausleihen und damit in der Relation wesentlich mehr als bei den Büchern und Zeitschriften. Alfred Wolfsteiner wertet das als Beweis für die steigende Nachfrage nach digitalen Medien. 3621 Personen liehen im vergangenen Jahr 240 000 Medien aus. Die Stadt investierte 400 000 Euro in den Fortbestand der Bibliothek.