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Der Bau der Großen Regenbrücke auf der Zielgeraden

Von Ingrid Schieder

Nittenau. Kommt die Sprache auf die Stadt am Regen, so lautete die meistgestellte Frage: „Kann man schon wieder über die Brücke fahren?" Beim Brückenfest am frühen Samstagnachmittag wurde die Eröffnung der Großen Regenbrücke gefeiert und daher auch diese Frage thematisiert. Die Frager müssen sich noch bis Dezember diesen Jahres gedulden, bis das neue Wahrzeichen von Nittenau in beide Richtungen befahrbar sein wird. Doch ab sofort kann sie stadteinwärts bereits befahren werden.

Tobias Bäumler, Leiter des Staatlichen Bauamts Amberg-Sulzbach, begrüßte die Festgäste und betonte, dass die Brücke mehr als ein Lückenschluss der Straßeninfrastruktur sei, sondern auch Ausdruck von moderner Baukultur und Ingenieurskunst.

Albert Füracker, Staatsminister der Finanzen und für Heimat, scherzte: „Sie haben eine Brücke gebaut und sie scheint standzuhalten." Schließlich finde die Feier auf der Brücke statt und nicht neben ihr samt vorsichtigem Betreten. Er habe Bürgermeister Benjamin Boml gefragt, ob jetzt jedes Jahr so eine Feier stattfinde. Geantwortet habe das Stadtoberhaupt mit einem „Wenn es nach mir geht- ja". Füracker sagte, dass dieser Tag, der 15. Juli 2023, in die Geschichte eingehen werde. Einfach sei es nicht immer gewesen, denn möglichst schnell sollte die Brücke fertiggestellt sein. „Am schönsten ist eine Baustelle, wenn sie fertig ist", so der Minister, der seinen Dank vor allem auch an die Anwohner richtete. Es handle sich um eine sinnvolle und notwendige Investition.

134 Jahre sei es her, dass es hier eine Brücke gibt. In den Fünfziger Jahren sei sie zuletzt renoviert worden. Die Behelfsbrücke habe eine besondere Herausforderung dargestellt. Das Mammutprojekt machte Vollsperrungen notwendig. Nach dreieinhalb Jahren kann sie nun freigegeben werden für Fußgänger, Räder und Autos. Verbaut wurden 400 Tonnen Stahl und 400 Tonnen Beton. Die Baumaßnahme liege im Plan und „Sie ist schön geworden", freute sich Füracker. 112 Meter sei sie lang, die Bögen von Weitem erkennbar. „Man könnte sagen, das ist das neue Wahrzeichen von Nittenau", so Füracker. Der Freistaat habe 18 Millionen Euro ausgegeben. „Wir werden oft kritisiert, wenn wir Straßen bauen", berichtete der Minister. Doch diese seien Lebensadern, und wo sollten denn die Busse des öffentlichen Nahverkehrs fahren, wo die Elektroautos? Im Haushalt habe man 500 Millionen Euro in Bayern eingestellt, davon 60,8 Millionen für die Instandsetzung und Erneuerung von Brücken. Füracker dankte allen, die an dem Projekt gearbeitet haben, wünschte viel Freude und gute Fahrt und dass diese Brücke mindestens weitere 134 Jahre halten möge.

Bürgermeister Benjamin Boml sagte, dass der Brückenbau in Nittenau eine sehr lange Tradition habe. Eine frühe Furt spreche für einen Siedlungsbau. Und der Merian-Stich von 1649 weise bereits zwei Brücken auf. Das Stadtoberhaupt erinnerte an diverse Brände, an den Zweiten Weltkrieg mit der Bombardierung von Nittenau am 28. Dezember 1944. Letztere spiele bis in die Gegenwart hinein. Denn beim Neubau dieser Brücke habe man erst nach Sprengkörpern und Munition suchen müssen, um diese Risiken ausschließen zu können. 2002 nach dem Hochwasser habe festgestanden, dass die Brücke erneuert werden müsse.

Die meistgestellte Frage an ihn sei gewesen: „Kann man schon wieder über eure Brücke fahren?" Es sei keine einfache Zeit gewesen, mit Umfahrung, Strom- und Internetausfall. Doch nun sei ein Ende in Sicht, zeigte sich Boml erleichtert, der allen Nittenauern die am meisten gelitten haben, für ihre Geduld und Nachsicht dankte, sowie auch denen, die dieses Fest ausgerichtet haben.

Der katholische Ortsgeistliche, Pfarrer Adolf Schöls, sowie sein evangelischer Amtskollege, Pfarrer Gerhard Beck aus Neunburg vorm Wald, spendeten der Brücke den Segen. Brücken seien notwendig, so der Grundtenor, denn sie ermöglichten Begegnungen. Denn noch wichtiger seien die mitmenschlichen Brücken, der Umgang miteinander und dass keine so tiefen Gräben geschaffen werden, wie bei Kriegen und auch bei politischen Diskussionen. Pfarrer Schöls riet zum bewussten Zuhören. Und der Glaube könne helfen, denn der Mensch hungere nach Spiritualität. Die Kindergärten von Nittenau gestalteten mit eigenen Beiträgen das Brückenfest mit und die Stadtkapelle spielte dazu auf. 

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Der Staatsminister der Finanzen und für die Heimat, Albert Füracker, trug sich ins Goldene Buch der Stadt Nittenau ein.
Die Stadtkapelle unter Leitung von Thomas Maibauer
Sie spendeten der neuen Brücke den kirchlichen Segen: Pfarrer Adolf Schöls (links) und Pfarrer Gerhard Beck.
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