Eiserne Badewannen, Häuser aus Holz und ein toter Oberverweser

Bodenwöhr. Die ganze Grundschule Bodenwöhr war am Donnerstag auf Wanderschaft: Die 125 Erst- bis Viertkläßler besuchten das FischerHaus-Firmengelände in der Ortsmitte, wo sie auf allerhand ungewöhnliche Personen und Sachen stießen.

{module Anzeige (Kreis Schwandorf)}

Ein Bergmann in voller Montur (Bürgermeister Richard Stabl) präsentierte den Kindern Gusserzeugnisse aus alter Zeit, die in Bodenwöhr gefertigt worden waren – von der Büste König Max´ II. bis hin zur emaillierten Badewanne. Außerdem erklärte er den Kindern anhand der Exponate, die im FischerHaus-Verwaltungsgebäude ausgestellt sind, wie Eisenguss damals wie heute funktioniert.

Oberverweser Franz Adam Hofseß (Hubert Süß, wie Stabl ebenfalls vom Verein „Ring der Eisenzeit“), empfing die Kinder im Freien im Schatten des mächtigen Hochofen-Modells, das die Hüttenwerksrentner gebaut haben. Dass die Hammerherren Gilg und Hans Kotz den zentralen See Bodenwöhrs 1464 aufgestaut haben und er den schweren Eisenhammer antrieb (daher „Hammersee“) erfuhren die Kinder ebenso wie von den „Nachbarschaftsschwierigkeiten“ zwischen Bodenwöhr und Bruck im 16. Jahrhundert.

 Im Jubiläumsjahr der Luther-Thesen kamen auch der 30-jährige Krieg und die daraus auch folgende Verödung Bodenwöhrs zur Sprache. Nach 1670 ging es wirtschaftlich aber wieder aufwärts, auch weil kurze Zeit später Eisenerz bei Buch gefunden wurde (eine Führung dazu mit Dietmar Meier gibt es am 3. Oktober ab 13 Uhr, Treffpunkt Parkplatz beim Gasthaus Kolbeck in Windmais).

Seit über 300 Jahren ist Schulwesen am ehemaligen Hüttenwerksort nachweisbar. Wie sich die Schule entwickelte, die Geschichten vom jüngsten Lehrer (Christoph Dobmayer, 1773, war erst 15 Jahre alt), dem dümmsten Lehrer (Herr Axtmann, 1818, konnte angeblich nicht richtig schreiben und kaum rechnen) und viele weitere Anekdoten bereicherten den Vormittag.

Jener Herr Axtmann (Ingrid Schieder) trat dann auch persönlich auf, um vom Oberverweser davon gejagt zu werden. Eine weitere Szene bot der „Ring“ mit der Beschwörung des vermeintlich verfluchten Hochofens durch eine Hexe aus Plößberg (Mia Süß), die freilich nicht das gewünschte Resultat brachte. Stattdessen sattelten die Bodenwöhrer sehr erfolgreich auf Gusseisen um.

Als jedoch die Eisen-Badewannen und die Öfen aus dem Hüttenwerk aus der Mode gekommen waren, war 1971 Schluss mit dem Betrieb. Der Häuser-Hersteller FischerHaus siedelte sich an. Seitdem wird in Bodenwöhr mit Holz statt Eisen produziert. Geschäftsführerin Barbara Fuchs zeigte den Kindern die Produktion und erklärte Ihnen, dass ihre Firma im kommenden Jahr die „FischerHaus-Gärten“ anlegen möchte – in der Freifläche an der Staatsstraße, wo früher die Hüttenwerksanlagen standen.

Dort im Zentrum soll ein Spielgerät platziert werden, das Eisen-Geschichte und Holz-Gegenwart miteinander versinnbildlicht. Die Grundschüler werden in den nächsten Monaten dafür Ideen entwickeln und im Frühjahr bei der Umsetzung helfen.

Schulübertritt: So bleiben Kinder gesund
Bewaffnete Räuber: Polizei setzt Belohnung aus