Volkstrauertag in Schwandorf: Gedenken in aller Stille

Schwandorf. Die Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie haben auch die Gedenkfeiertlichkeiten anlässlich des Volkstrauertages in ihrer bekannten Form unmöglich gemacht. Daher hier nun nachfolgend die Rede des Oberbürgermeisters Andreas Feller zum Volkstrauertag 2020 als auch zum Gedenken an den 75. Jahrestag des Bombenangriffs auf Schwandorf im April 2020.


Die Gedenkfeier zur Bombardierung Schwandorfs musste im April aufgrund der Corona-Einschränkungen ausfallen und sollte am Volkstrauertag nachgeholt werden. Aber leider ist die Durchführung dieser Gedenkveranstaltungen nun auch jetzt wieder nicht möglich.

Oberbürgermeister Andreas Feller hat daher mit seinen beiden Stellvertreterinnen am Kriegerdenkmal in der Fichtlanlage am Sonntag, 15. November 2020, in aller Stille einen Kranz niedergelegt, zur Erinnerung an das Geschehene, zum Gedenken an die Opfer und zur Mahnung für den Frieden.

An den Ehrenmälern im Stadtteil Schwandorf werden ebenfalls Kränze durch städtische Mitarbeiter niedergelegt und eine Tafel mit einem kurzen Gedenkwort des Oberbürgermeisters angebracht. Die Bürger*innen haben somit die Möglichkeit, an diesen Orten einzeln persönlich zu gedenken.

Liebe Bürgerinnen und Bürger von Schwandorf,

vor 75 Jahren, am 8. Mai 1945, endete mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht der Zweite Weltkrieg in Europa. 75 Jahre sind auch vergangen, seit unsere Stadt am 17. April 1945 in einem verheerenden Bombenangriff fast vollständig zerstört wurde. Nur 15 Minuten eines alliierten Luftangriffes genügten, um unsere Heimatstadt in Schutt und Asche zu legen. 1.250 Menschen verloren in dieser Nacht ihr Leben.

Viele, die überlebten, verloren ihre Angehörigen und Freunde, ihr Hab und Gut, ihr Zuhause, ihre Existenz. Die schrecklichen Ereignisse der Nacht des 17. April 1945 haben das Leben und die Entwicklung unserer Stadt nachhaltig verändert und das Leben unserer Bürgerinnen und Bürger bis heute mittelbar oder unmittelbar beeinflusst und geprägt.

Alljährlich kamen wir am Ehrenmal in der Fichtlanlage zusammen, um uns gemeinsam der schrecklichen und tragischen Ereignisse der Nacht vom 17. April 1945 zu erinnern und der vielen Opfer zu gedenken. Mit großem Bedauern mussten wir dieses Jahr die Gedenkfeier am Ehrenmal in der Fichtlanlage wegen der Corona-Pandemie und der damit verbundenen rechtlichen Einschränkungen leider absagen.

Das Corona-Virus und die landesweit verschärften Einschränkungen, die uns vor Infektionen schützen sollen, beherrschen und bestimmen das öffentliche und private Leben und zwingen uns dazu, auch die Gedenkfeiern am Volkstrauertag am Ehrenmal in der Fichtlanlage und in den Ortsteilen abzusagen.

Doch trotz der widrigen Umstände wollen wir den Volkstrauertag in Würde begehen und der Männer, Frauen und Kinder gedenken, die in der Vergangenheit, aber auch in der Gegenwart Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft geworden sind.

Der Volkstrauertag ist als Tag der bewussten Trauer und Mahnung so wichtig. Er erinnert uns an das Leid, das der von Deutschland ausgehende Vernichtungskrieg über die Welt gebracht hat. Über 60 Millionen Menschen fielen ihm und dem Holocaust zum Opfer. Wir müssen uns erinnern, um aus der Geschichte zu lernen, wozu Menschen fähig sind und um nicht zu vergessen, dass Menschenwürde und Demokratie untrennbar miteinander verbunden sind.

In diesem Jahr ist es 75 Jahre her, dass der Zweite Weltkrieg in Europa zu Ende ging. Die Kriegsfolgen dieser von Menschen entfachten größten Katastrophe des 20. Jahrhunderts haben das Leben von Generationen bis heute durch körperliche und seelische Schäden nachhaltig beeinflusst. Ich bin froh, dass ich in Frieden aufwachsen durfte und heute in einem freien Deutschland und einem demokratischen Europa leben kann.

Wir leben seit 75 Jahren in Frieden, in einem freien und rechtsstaatlichen Land. Doch Krieg ist nicht Geschichte, sondern er ist auch im 21. Jahrhundert noch immer allgegenwärtig. Gewalt, Unterdrückung, Zerstörung und Terror sind nach wie vor weltweit verbreitet.

Wir müssen aus der Vergangenheit Lehren für die Gegenwart und Zukunft ziehen und dürfen nicht in Vergessenheit geraten lassen, was einst geschah. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, wohin Verblendung, Intoleranz, Fremdenfeindlichkeit, Hass und Gewalt gegenüber Andersdenkenden oder Menschen anderer Herkunft oder gegenüber Schwachen führen. Lassen Sie uns deshalb alles in unserer Machtstehende dafür tun, damit Vorurteile abgebaut und Verständnis füreinander geweckt werden.

Für Gewalt und Diskriminierung gibt es keine Entschuldigung. Wir alle sind aufgefordert, jederzeit und überall unseren Beitrag zum Erhalt des Friedens zu leisten. Wir müssen uns im Kleinen und Großen für ein friedvolles, soziales Miteinander sowie Gerechtigkeit einsetzen und für Achtung und Toleranz gegenüber unseren Mitmenschen unabhängig von Herkunft, Glauben oder persönlichen Weltanschauungen eintreten. Glauben Sie mir, jeder noch so kleine Einsatz lohnt sich, und macht die Welt ein Stück weiter besser.

Auch wenn in diesem Jahr keine öffentliche Gedenkveranstaltung stattfinden kann, so wollen wir doch aller Oper von Krieg und Gewalt gedenken und uns erinnern. Ich werde mit meinen beiden Stellvertreterinnen am Kriegerdenkmal in der Fichtlanlage am 15. November 2020 in aller Stille einen Kranz niederlegen, zur Erinnerung an das Geschehene, zum Gedenken an die Opfer und zur Mahnung für den Frieden.

Andreas Feller, Oberbürgermeister

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