Vom Entwurf bis zum Kostüm

Alexandra-Saabel-1 Alexandra Saabel an ihrer Nähmaschine Alle Bilder: ©️ Ruslan Islamov

Von Martina Neu

Regensburg. Ab dem 15. Dezember gastiert der Regensburger Weihnachtscircus auf dem Regensburger Dultplatz. Das Programm ist einzigartig, und die Künstler reisen nur für ihren Auftritt in Regensburg an, erzählt Meike Schütte vom Veranstalter Grandezza Entertaiment GmbH. Was aber kaum einer weiß, Alexandra Saabel, die Hauptdarstellerin der Show, ist die führende Kostümdesignerin in Sachen Zirkus-Outfits.

Sie hat bereits Kostüme für das Circus Festival in Monte Carlo designt und sich in der Szene einen hervorragenden Namen gemacht. Wir haben Alexandra Saabel in ihrem Zirkuswagen, natürlich an ihrer Nähmaschine, getroffen. Schließlich gibt es bis zur Premiere noch einiges zu tun. Neben ihr steht ein dicker Ordner. Hier sind ihre Entwürfe, festgehalten in feinen Bleistiftstrichen, enthalten. Für jede Nummer gibt es gleich zwei oder drei Garnituren in verschiedenen Farben und Mustern.

Die Deutsch-Italienerin ist ein echtes Zirkuskind. Aufgewachsen ist sie in Varietés, Manegen und auf Theaterbühnen in ganz Europa. Alexandra Saabel stand übrigens mit 14 Jahren zum ersten Mal in der Manege. Nach einer Karriere als Handstand-Akrobatin widmet sie sich seit einigen Jahren ganz der Zauberei – und ihren Kostümen.

Martina Neu vom Ostbayern Kurier hat die Designerin vor der Premiere am 15. Dezember interviewt.

Ostbayern Kurier: Frau Saabel, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen und ihre Proben für den Weihnachtszirkus unterbrechen, um für das Interview zur Verfügung zu stehen.

Was war denn das erste Kostüm, das sie selbst entworfen haben und wie alt waren Sie da?

Alexandra Saabel: Das erste Kostüm war für mich selbst. Es war das Kostüm für meine Handstandnummer – natürlich mit viel Glitzer… Da war ich gerade mal 16 Jahre alt.

Ostbayern Kurier: Wurde Ihnen das Talent in die Wiege gelegt, oder haben Sie es sich selbst angeeignet?

Alexandra Saabel: Beide von meinen Omas konnten sehr gut schneidern. Die Mutter meines Vaters war sehr kreativ, sie war auch Malerin, und sie hat die wunderschönen Kostüme für die Pferde-Darbietungen meiner Eltern gemacht. Ich habe beiden Großmüttern gerne zugeschaut. Das meiste habe ich mir aber selbst beigebracht. Richtig viel hatte ich für die Familie zu tun, nachdem die eine Oma keine Lust mehr hatte, für die Familie zu nähen. Ganz viel gelernt habe ich zudem bei einem brasilianischen Kostümschneider, er konnte diese riesigen opulenten Kostüme mit dem tollen Kopfschmuck machen. Das hat mich sehr beeindruckt. Da war ich erst 14, aber ich habe immer schon die Augen offengehalten.

Ostbayern Kurier: Wie muss sich der Laie vorstellen, wie so ein Kostüm, vom ersten Gedanken bis zur Vollendung, entsteht? Haben Sie für die Kostüme Schnitte?

Alexandra Saabel: Wenn Artisten bei mir Kostüme bestellen, besprechen wir zunächst natürlich die praktische Seite. Was muss das Outfit aushalten? Muss ich es verstärken? Muss es elastisch sein? Schön sein soll es ja immer – da verlasse ich mich ganz auf meine Fantasie und meine Ideen. Ich habe viele Skizzenbücher, in denen ich alles aufmale. Aber ich habe noch nie nach einem Papierschnitt gearbeitet – für Kostüme gibt es ohnehin nur „Haute Couture" und keine Konfektion – ich schneide, wenn ich alle Maße habe, tatsächlich direkt in den Stoff und kann mich immer auf mein Augenmaß verlassen.

Ostbayern Kurier: Wo entstehen Ihre Kostüme?

Alexandra Saabel: In meinem Wohnwagen. Eigentlich sind es aber zwei… In einem lebe ich mit meinem Mann Ilja, da mache ich auch die Entwürfe, in dem anderen sind all die Kostüme, die Stoffe und meine Nähmaschine. Ich bin ja als Artistin immer unterwegs. Da reist meine Schneiderei natürlich mit.

Ostbayern Kurier: Was war das aufwendigste Kostüm, das Sie bisher kreiert haben?

Alexandra Saabel: Ach, da gab es schon so viele besondere. Ganz verliebt bin ich in die Weihnachtskostüme, die ich das ganze Jahr über nur für den Regensburger Weihnachtscircus kreiert und genäht habe. Sie werden nicht nur in unseren Magic in Wonderland-Darbietungen zum Einsatz kommen, sondern auch in einigen ganz besonders schönen Bildern, die das Ballett zeigt. 31 neue Kleider habe ich für Regensburg gezaubert – aus Corsagenstangen, Tannengrün, Lichtern, viel Gold… Das Tollste ist sicher der zehn Kilogramm schwere Mantel des Weihnachtsmannes mit 10 000 Swarovski Steinen. Während der Proben wird meine Cousine aus Las Vegas zu mir kommen und ihre Kostüme abholen, die ich ihr und ihrer Partnerin für die Teilnahme am berühmtesten Circus Festival der Welt, dem in Monte-Carlo 2024, geschneidert habe. Sie tritt dort mit einer Hand-auf-Hand-Darbietung an. In dem neuen Kostüm wird sie bestimmt gewinnen.

Ostbayern Kurier: Wie viel Kostüme haben Sie bisher zum Leben erweckt?

Alexandra Saabel: Mehr als 500, in den mehr als 15 Jahren, mittlerweile habe ich aufgehört zu zählen.

Ostbayern Kurier: Welche Preise haben Sie bisher erhalten?

Alexandra Saabel: Beim internationalen Wettbewerb der weltbesten Circus-Kostüm-Designer habe ich den 3. Platz erreicht.

Ostbayern Kurier: Herzlichen Dank für das interessante Interview.

Illusionistin Alexandra Saabel hat gleich ihre ganze Künstler-Familie nach Regensburg mitgebracht und deren Kostüme selbst entworfen. Sie hat diese in ihrem Wohnwagen eigenhändig genäht. 365 Knöpfe hat sie beispielsweise am Kostüm ihres Partners Ilja Smyslov befestigt, der als Hase mit langen Plüschohren als Jongleur in Regensburg mit von der Partie ist. Wobei - es sind mittlerweile 366 Knöpfe, zwischenzeitlich ist ein besonderes Exemplar, ein „Regensburg-Knopf" hinzugekommen. Das Programm des Regensburger Weihnachtscircus „Alles im Wunderland" verspricht auf jeden Fall einen kurzweiligen Nachmittag bzw. Abend. Spielkarten und ein kleiner Teekessel flattern, es gibt Feuriges und schillernde Luftblasen, atemberaubende Akrobatik und so manchen Höhenflug. Alexandras Schwestern Kelly, die „Elfe", und Jennifer, die „Zuckerfee", sind in Regensburg mit dabei, aber auch die Hunde der Familie, die mit den beiden Schwestern auftreten. „Wir haben lange Jahre gebraucht, um tatsächlich nahezu alle Mitglieder der Saabel-Familie in einer Show zu vereinigen", freut sich Meike Schütte.

Karten sind unter https://www.weihnachtscircus-regensburg.com/tickets-und-infos/ erhältlich. Wegen der großen Nachfrage gibt es inzwischen zwei Zusatzshows, am 28. und 30. Dezember, jeweils um 11.00 Uhr.

Die Kostümdesignerin inmitten ihres Kostümfundus.
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