Mehr Raum für die Natur im Tal der Großen Laber

Regensburg/Ansbach/Kelheim/Genua. Gemeinsam mit den Landschaftspflegeverbänden Kelheim und Regensburg setzen sich der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL) und Fondazione Capellino für ein europäisches Netzwerk von Biodiversitätskorridoren ein.

Das Tal der Großen Laber, einem Nebenfluss der Donau südlich von Regensburg, ist ein einzigartiger Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten, die auf naturnahe Flussauen angewiesen sind. Die Landschaftspflegeverbände (LPV) Kelheim und Regensburg sind seit Jahrzehnten in der Biotoppflege tätig. Doch die Natur macht nicht an Grenzen halt. Mit Hilfe des DVL werden deshalb zwei Projektgebiete in ein europäisches Verbundprojekt eingebunden.

Vernetzung europäischer Schutzgebiete

Das Projekt EU Biodiversity Corridors (EuroBIOCOR) untersucht EU-Biodiversitätskorridore mit dem Ziel, die Vernetzung europäischer Schutzgebiete zu verbessern. Es leistet damit unmittelbar einen Beitrag zur Erreichung der EU-Biodiversitätsstrategie, 30 Prozent der Fläche der Europäischen Union bis 2030 als Schutzgebiete auszuweisen.

Initiiert und gefördert wird das Projekt von Fondazione Capellino. Die 2018 gegründete Stiftung aus Genua (Italien) konzipiert und fördert Projekte zur Wiederherstellung der biologischen Vielfalt und gegen den Klimawandel. Die EU-Biodiversitätskorridore bilden einen Schwerpunkt der Stiftungsarbeit.

Bayerische LPV sind Pioniere

In Bayern liegt das erste konkrete Testgebiet. Es umfasst die Talauen und die Talhänge auf einer Strecke von rund 45 Kilometer entlang der Großen Laber zwischen Laaberberg im Landkreis Kelheim und Schönach im Landkreis Regensburg. Neben der Vernetzung der lokalen Projektgebiete werden Biotop-Verbindungen im gesamten Talraum und dessen Bedeutung im Europäischen Schutzgebietssystem dargestellt.

Das insgesamt dreijährige Projekt ist Teil eines größeren Netzwerks von Biotopverbundprojekten in ganz Europa, die darauf abzielen, die biologische Vielfalt zu erhalten und zu fördern. Das Projekt wurde im April 2023 gestartet und läuft zunächst bis März 2024. In der ersten Projektphase werden die umzusetzenden Maßnahmen konzipiert, woraufhin die Bewertung der Erfolgsaussichten erfolgt. Daran anknüpfend werden Maßnahmen für die Hauptprojektphase entwickelt, um sie in den Folgejahren sukzessive umzusetzen.

Internationale Kooperation

Die wissenschaftlichen Partner der Fondazione Capellino, das Institut für Regionalentwicklung des Eurac Research Forschungszentrums in Bozen und die niederländische Universität Wageningen, wenden dazu computergestützte Methoden an. Mittels geografischer Informationssysteme wird der aktuelle Stand der ökologischen Vernetzung wie Kerngebiete, Korridore, kostengünstigste Wege und Barrieren überprüft. Zudem werden die wichtigsten Standorte und ökologischen Verbindungen für den europäischen Biotopverbund ermittelt.

Praxiserfahrung der Landschaftspflegeverbände

Lokal baut das Projekt auf frühere Erfahrungen im Labertal auf. Im Landkreis Kelheim gibt es seit den 1990er Jahren Bemühungen zum Schutz und zur Entwicklung eines Naturschutzgebietes und des Wiesenbrütergebietes im Labertal. Die dort gewonnenen Erfahrungen werden nun im Landkreis Regensburg aufgegriffen, regional ausgeweitet und in den europäischen Projekt-Verbund eingebracht.

Hintergrund:

Der DVL ist der Dachverband der 190 Landschaftspflegeorganisationen in Deutschland (Landschaftspflegeverbände, Landschaftserhaltungsverbände, Lokale Aktionen und Biologische Stationen). Sie arbeiten mit über 10.000 landwirtschaftlichen Betrieben für den Naturschutz eng zusammen. In Bayern vertritt der DVL die Interessen von derzeit 70 LPV und vergleichbaren Organisationen. Der DVL sieht in einer gezielten Biodiversitätsberatung ein wesentliches Instrument für die erfolgreiche Kooperation von Landwirtschaft und Naturschutz. Im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft hat der DVL die Instrumente der Biodiversitätsberatung bundesweit analysiert und 2018 gemeinsam mit den beteiligten Mitgliedsverbänden einen Qualitätsstandard entwickelt. In Bayern hat der DVL bereits gewässerbezogene Umsetzungsmaßnahmen in Zusammenarbeit mit der Wasserwirtschaftsverwaltung durchgeführt.

Die Fondazione Capellino (Genua/Italien) ist eine gemeinnützige Einrichtung mit dem Ziel, die biologische Vielfalt zu schützen und Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen. Sie unterstützt Projekte und Initiativen in unterschiedlichen Bereichen wie dem Erhalt natürlicher Lebensräume, der Bekämpfung der globalen Erwärmung, der regenerativen Landwirtschaft oder der Untersuchung der Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf die Biodiversität.

EURAC Research ist ein interdisziplinäres Forschungszentrum mit Sitz in Bozen (Italien). Es wurde 1992 gegründet und konzentriert sich auf angewandte Forschung in verschiedenen Bereichen, darunter Energie, Umwelt, Gesundheit, Technologie, Recht und Gesellschaft. Das Forschungszentrum arbeitet eng mit Universitäten, Unternehmen, öffentlichen Einrichtungen und internationalen Organisationen zusammen, um wissenschaftliche Erkenntnisse in praktische Lösungen umzusetzen.

Kontakt: Landschaftspflegeverband Regensburg e.V., Martina Prielmeier, Altmühlstraße 3, 93059 Regensburg, Telefon 0941 4009-252; E-Mail; Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.; www.lpv-regensburg.de

Im Wiesenbrütergebiet bei Langquaid (Landkreis Kelheim) können sich Spaziergängerinnen und Spaziergänger über den Feldvogelschutz informieren. Ein alternativer Weg ermöglich den Vögeln Rast und Ruhe zum Brüten.                                                   Bild: © Maike Fischer/DVL
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