Sicherheit in der Aufdeckung sexueller Gewalt

Schwandorf. Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Tagungsraum bei der Fachtagung des Arbeitskreises gegen sexuellen Missbrauch im Landkreis Schwandorf. „Verdacht auf sexuelle Gewalt? Sicherheit in der Aufdeckungsarbeit gewinnen und Fehler vermeiden", lautete das Thema. „Dass 55 Fachkräfte aus den verschiedenen Bereichen der Kinder- und Jugendarbeit aus dem Landkreis und weitere Fachkräfte aus Einrichtungen der ganzen Oberpfalz daran teilnahmen, zeigt die Bedeutung des Themas und dass viele Fachkräfte Informationen dazu suchen", betonte die Gleichstellungsbeauftragte und Koordinatorin des Arbeitskreises, Helga Forster.

Der für seinen Vortrag aus Berlin angereiste Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut Steffen Theel vom Zentrum für Kriminologie und Polizeiforschung zitierte zum Einstieg Zahlen aus der MIKADO-Studie. Demnach berichten 11,6 Prozent der Frauen und 5,1 Prozent der Männer von mindestens einer sexuellen Kindesmissbrauchserfahrung. Es gibt viele Barrieren, wenn Kinder um Hilfe suchen wollen. Eine ist, dass Kinder und Jugendliche in Sorge sind, dass schlecht über die Familie gedacht wird, wenn sie nach außen gehen aber auch, dass sie von den Tätern eingeschüchtert und bedroht werden.

Ausführlich ging Theel auf Symptome und Reaktionen auf der Gefühls- und Verhaltensebene, gegliedert nach Lebensalter der Opfer, ein. Angst, Scham, Schuldgefühle, ambivalente Gefühle gegenüber den Erwachsenen und regressives und aggressives Verhalten sowie sozialer Rückzug sind nur einige hiervon. Er berichtete in seinem mit Praxisbeispielen gefüllten Vortrag, auf was Fachkräfte im Gespräch mit dem Opfer zu achten haben, wie Vertrauen hergestellt werden kann und wie Opfer stabilisiert werden können. Vertrauen, Aufmerksamkeit, Sicherheit und dass sie eine Hoffnung auf eine positive Zukunft entwickeln können und dürfen, nannte er als wichtige Punkte. Auch die Fragen „Was brauchen die Opfer, wie ist der Umgang mit traumatisierten Klienten und wie soll konkret bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch vorgegangen werden" beantwortete der Referent.

„Wir können uns oft gar nicht vorstellen, was in der Realität alles passiert", gab Steffen Theel zum Abschluss der Tagung zu bedenken. Mit seiner eloquenten Vortragsart wusste er die Teilnehmenden den gesamten Tag zu fesseln. Für den Kriminologen ist Vernetzung die beste Prävention. Der Arbeitskreis sexueller Missbrauch tut dies im Landkreis Schwandorf bereits seit vielen Jahren. Der Arbeitskreis ist ein seit 1993 bestehender Zusammenschluss von Beratungs- und Hilfseinrichtungen und staatlichen Stellen sowie den Jugendsozialarbeitern an Schulen, die im Landkreis Schwandorf mit diesem Thema befasst sind.

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